Lexikon
Baumhöhlen
Unterschlupf, Winterquartier und Brutplatz
Viele verschiedene Tiere im Wald, in Hecken und auf Obstwiesen nutzen Baumhöhlen. Sie dienen als Winterquartier, Unterschlupf oder Kinderstube. Doch wie entstehen eigentlich Baumhöhlen? Wer nutzt sie und wann sind sie bewohnt? Können in einer einzigen Baumhöhle unterschiedliche Tierarten wohnen?
Wie entsteht eigentlich eine Baumhöhle?
Baumhöhlen entstehen auf unterschiedliche Weise. Für viele von ihnen sind Spechte verantwortlich. Mit ihren harten Schnäbeln meißeln sie Löcher in morsche, alte und kranke Bäume. Dabei ruckt der Kopf rund zehnmal in der Sekunde vor und zurück. Damit der Specht vom Klopfen keine Kopfschmerzen bekommt, hat er ein zusätzliches Gelenk zwischen Schnabel und Kopf. Das federt die Schläge ab. Trotz der Arbeit, die der Bau einer Spechthöhle macht, ist der Vogel wählerisch: Bis zu fünf verschiedene Höhlen fängt er an, bevor er sich für eine entscheidet. Dort legt das Weibchen dann seine Eier.
Doch nicht nur Familie Specht sorgt für Wohnungen im Wald. Häufig entstehen Baumhöhlen auch, weil der Baum verletzt wird - zum Beispiel durch Blitzschlag. Auch Kleintiere, die das Holz zersetzen, können für Spalten und Höhlen verantwortlich sein.
Wer wohnt in den Baumhöhlen?
Eichhörnchen nutzen Baumhöhlen als Vorratskammer, Eulen wie zum Beispiel der Waldkauz und die Waldohreule legen dort ihre Eier. So machen es auch verschiedene Singvogel-Arten wie der Star, der Kleiber und die Meise.
Fledermäuse richten in Baumhöhlen die Kinderstube ein, genau so wie die Siebenschläfer.
Wildbienen nutzen Baumhöhlen, Spalten und Risse als Nisthöhle.
In einem einzigen Jahr kann eine Baumhöhle sogar von ganz verschiedenen Tieren bewohnt werden: Wenn der Specht die Höhle gebaut hat, nutzt er sie bis zum Sommer selbst. Sobald die kleinen Spechte ausgeflogen sind, ist die Höhle bezugsbereit für Nachmieter. So können Fledermäuse die Höhle als Winterquartier bewohnen. Im März legen vielleicht einige Wildbienen ihre Nisthöhlen im morschen Holz an und im April könnte eine Starenfamilie dort brüten. So geht es weiter bis die Höhle unbrauchbar wird, denn die Hinterlassenschaften der Bewohner locken auch Parasiten an. Werden es zu viele, bleibt die Höhle erst einmal eine Weile leer.
Baumhöhlen dringend gesucht!
Obwohl Baumhöhlen für so viele Tiere Lebensraum bieten, gibt es sie nicht überall. Meist entstehen Baumhöhlen in alten Bäumen. Im Wald werden Bäume jedoch häufig gefällt bevor sie richtig alt sind. Und auch auf den modernen Obstplantagen, die die alten Obstwiesen oft abgelöst haben, gibt es keine großen, alten Bäume.
Naturnaher Wald
Anders ist es, wenn ein Wald "naturnah" bewirtschaftet wird. Dann stehen junge neben alten Bäumen und der Förster entscheidet einzeln, welcher Baum gefällt werden soll. Dabei lässt er immer einige alte und morsche Bäume stehen. So gibt es in naturnahen Wäldern auch genügend Platz für die Höhlenbewohner.
Streuobstwiesen
Auch Streuobstwiesen sind ein Paradies für Höhlenbewohner. Eine Streuobstwiese ist eine Wiese, auf der verstreut Obstbäume stehen. Weil die Streuobstwiese eine sehr alte Form des Obstanbaus ist, stehen auf den Wiesen auch viele alte Bäume. Besonders Birnen- und Apfelbäume können sehr alt werden und bieten dann vielen verschiedenen Tierarten Unterschlupf.
Lies hier mehr über die verschiedenen Wiesen und ihre Bewohner.