Lexikon
Naturschutz im Meer
In den Küstengewässern von Nord- und Ostsee gibt es schon seit vielen Jahren Naturschutzgebiete und Nationalparks. Sie schützen besonders wertvolle Küstenregionen. Doch wie funktioniert eigentlich Naturschutz fernab der Küste?
Zu jedem Land, das am Meer liegt, gehört ein Hoheitsgebiet und eine 200-Seemeilen-Zone. Diese Zone beginnt zwölf Seemeilen von der Küste entfernt und ragt 200 Seemeilen ins Meer hinein. Hier hat der Küstenstaat ganz bestimmte Rechte und Pflichten. Zu den Rechten gehört zum Beispiel, dass er den Bau von Windkraftanlagen und Ölplattformen oder den Abbau von Kies und Sand aus dem Meer erlauben darf. Zu seinen Pflichten gehört es, das Meer als Lebensgrundlage für Tiere und Menschen zu erhalten.
Leben unter Wasser
Knapp 33.000 Quadratkilometer Meeresfläche gehören in Nord- und Ostsee zu Deutschlands 200-Seemeilen-Zone. Dieses Gebiet nennt man auch "ausschließliche Wirtschaftszone" (AWZ). Dort sind große Fangflotten unterwegs, um Fische zu fangen, es wird nach Öl gebohrt und Windkraftanlagen stehen dort. Das Leben spielt sich unter Wasser ab - und ist deshalb schwer zu beobachten. Aufgrund der großen Entfernung zur Küste ist es auch viel schwieriger zu schützen.
Schutzgebiete im Meer
Trotzdem hat Deutschland einen Teil des Gebietes zu Schutzgebieten erklärt, weil in diesen Bereichen des Meeres besonders empfindliche und gefährdete Pflanzen, Tiere und Lebensräume vorkommen. Die Lebensräume - wie zum Beispiel große Sandbänke und Riffe - sind sogar für ganz Europa bedeutsam. Im Rahmen des gemeinsamen europäischen Schutzgebietsprogramms "Natura 2000" sollen sie bewahrt werden (siehe Kasten rechts).
Was macht Nord- und Ostsee so schützenswert?
Sandbänke und Steinriffe unter Wasser sind Tummelplätze für besonders viele verschiedene Arten. Hier gedeihen Algen, die kleinen Meerestieren Schutz bieten. Hier siedeln unzählige Muscheln, die wiederum viele verschiedene andere Meeresbewohner ernähren. Und hier kommen auch große Fische zum Jagen hin, denn der Tisch ist immer reich gedeckt. Das ist auch gut für die Säugetiere des Meeres: Robben und Schweinswale machen reiche Beute. Schweinswale ziehen hier auch ihre Jungen auf.
Viele Gründe also, das Meer hier besonders zu schützen. Seit 2008 sind deshalb in der Nordsee vier, in der Ostsee sechs solcher europäisch bedeutsamer Gebiete an die EU gemeldet worden mit dem Ziel, die Natur hier besonders zu schützen.
Wie wirksam ist der Meeresschutz?
An den deutschen Küsten klappt das mit dem Meeresschutzes ja schon ganz gut - schließlich steht das Wattenmeer schon seit vielen Jahren als Nationalpark unter besonders strengem Schutz.
Mit dem Schutz auf hoher See sieht das ein bisschen anders aus. Gefischt wird in den Schutzgebieten nämlich trotzdem, auf den Riffen und in ihrer Umgebung wird Kies abgebaut und nach Gas gebohrt. Auch ein Windpark wird mitten in einem Schutzgebiet in der Nordsee gebaut, denn der ist schon vor langer Zeit genehmigt worden. Damals gab es hier noch kein Schutzgebiet.
Besserer Schutz für Meerestiere
Naturschutzgebiete ohne Naturschutz sind aber nutzlos. Das will der deutsche Staat ändern, und zwar durch Forschung und Verhandlungen. Im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz erforschen Meeresbiologen das Meer und die See in den Schutzgebieten. Je mehr sie über das Leben unter Wasser und die Gefährdung durch den Menschen erfahren, desto besser können sie Maßnahmen zum Schutz entwickeln, die dann auch in neue Gesetze aufgenommen werden. Empfehlungen der Wissenschaftler bilden die Grundlage für die Verhandlungen, die dann die Politiker untereinander oder mit den Vertretern der anderen Staaten führen müssen.
Das Ganze ist ein zäher Prozess und sicher wird es noch Jahre dauern, bis der Artenreichtum auch auf dem offenen Meer wirksam geschützt wird.