Lexikon
Narwale und Belugas
Manchmal ist es im Meer, als seien Märchen Wirklichkeit geworden: Schneeweiß wie die Eiskönigign schimmert der Belugawal, wenn er durch die Fjorde Grönlands taucht - immer mit einem Lächeln im Gesicht.
Märchenhaftes im Meer
Die Menschen am Nordpolarmeer erzählen sich Geschichten von schwimmenden Einhörnern - denn die gibt es hier wirklich: Es sind Narwale, die einen ebenmäßig gedrehten Stoßzahn am Kopf tragen. Und weit draußen im offenen Ozean leben Schnabelwale - skurrile Tiere, über die wir fast nichts wissen, weil sie so ein verstecktes Leben führen. Sagenhaft, die Welt der Wale.
70 Arten gehören zu den Zahnwalen. Und dabei hat die Natur alles gegeben: Manche sind winzig klein, wie die Schweinswale, andere riesig, wie der Pottwal. Die einen haben das Maul voller spitzer Zähne, wie die Delfine, andere besitzen nicht einen einzigen Zahn, wie die weiblichen Schnabelwale. Die einen leben nur in den Tropen, andere nur im Eismeer und wieder andere ziehen ihr Leben lang von Ozean zu Ozean.
Einhorn des Meeres
In all dieser Vielfalt gibt es aber einige Arten, die besonders wunderlich aussehen - wie zum Beispiel Narwale. Wenn Narwalmännchen zwei Jahre alt geworden sind, dann fängt einer ihrer beiden Zähne im Oberkiefer an zu wachsen. Er entwickelt sich zu einem Stoßzahn, der in gleichmäßigen Spiralen gedreht ist und bis zu drei Meter lang werden kann. Wozu sie ihn brauchen, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Wissenschaftler vermuten, dass die Männchen damit die Weibchen beeindrucken wollen. Manchmal drohen sie den anderen Männchen - aber als Schwert ist der Zahn kaum zu gebrauchen, denn er splittert schnell. Dafür enthält er bis zu zehn Millionen Nervenenden, mit denen die Narwale die Wassertemperatur, den Wasserdruck und den Salzgehalt des Meerwassers messen können. Forscher vermuten, dass diese Informationen für die Jagd oder auch die Orientierung wichtig sein könnten.
Die Eiskönigin
Belugawale sind schneeweiß. Und das ist nicht das Einzige, was sie von den meisten anderen Walen unterscheidet. Genau wie die Narwale können Belugas ihren Kopf zur Seite drehen. Auf uns Menschen wirkt das sehr putzig, hat biologisch aber einen tieferen Sinn: Narwale und Belugas sind Gründelwale. Das bedeutet, dass sie auch Plattfische und Würmer vom Grund des Meeres fressen. Narwale haben allerdings kaum Zähne und die Zähne von Belugas sind ziemlich schlecht. Weil man damit keine Beute schlagen kann, sind die beiden auf eine clevere Methode verfallen, um Fische zu fangen: Sie machen die Lippen spitz und saugen den Fisch einfach ein. Mit ein bisschen Übung können sie dabei einen so starken Unterdruck erzeugen, dass ihnen sogar Heilbutts und erwachsene Dorsche ins Maul schwimmen. Weil junge Gründelwale diese Methode erst üben müssen, werden sie ziemlich lange gesäugt. Danach sind sie noch ein Jahr lang von ihrer Mutter abhängig - bis sie die Saugtechnik perfekt beherrschen.
Kanarienvögel der Meere
Belugawale sind richtige Quasselstrippen. Sie können so viele verschiedene Laute äußern, dass man sie auch "Kanarienvogel des Meeres" nennt. Weil Belugawale zu den wenigen Walarten gehören, die auch in Zoos gehalten werden, haben Meeresbiologen versucht, ihnen menschliche Worte beizubringen. Und tatsächlich: Einige von ihnen können schon "Flosse, Eimer und Brille" sagen. Jetzt hoffen manche Wissenschaftler, dass sie sich irgendwann mit den Tieren unterhalten können. Na ja...