Lexikon
Bartenwale
Kaum zu glauben, dass man mit so kleinem Futter so groß werden kann: Bartenwale gehören zu den größten Säugetieren der Erde, fressen aber nur kleinste Meerestiere. Kleine Krebschen und winzige Jungfische stehen auf dem Speisezettel der Großmäuler - aber davon bitte tonnenweise.
Die Wale mit der großen Klappe
11 verschiedene Walarten gehören zu den Bartenwalen. "Barten" nennt man die Hornplatten, die am Oberkiefer der Wale wachsen. Wie mit einem feinen Kamm können die Wale damit kleine Lebewesen, wie zum Beispiel Krebstiere und Jungfische, aus dem Meerwasser filtern. Dazu muss der Wal einfach in einen Schwarm hineinschwimmen und das Maul öffnen. Zusammen mit den Kleintieren nimmt er Meerwasser auf, das durch die Barten wieder abfließen kann. Die Tierchen dagegen bleiben hängen und werden verschluckt.
Großmaul
Die sogenannten "Furchenwale", zu denen sechs Arten der Bartenwale gehören, können ihr Maul sogar besonders weit aufmachen. Dazu haben sie nämlich Hautfalten am Unterkiefer, die sich bis zum Bauch ziehen. Wenn ein Furchenwal das Maul öffnet, kann sich die Haut besonders weit dehnen, so dass viele Liter Wasser hineinpassen. Zu den Furchenwalen gehören zum Beispiel die bekannten Buckelwale, aber auch die Blauwale, die mit bis zu 33 Metern Länge die größten Säugetiere der Erde sind.
Die Masse macht's
Das Meer ist voll von kleinen und kleinsten Tieren. Im kalten Wasser des Südpolarmeeres können in 1000 Litern Wasser bis zu 30.000 kleine Krebse herumschwimmen, die man "Krill" nennt. Die Tierchen sehen aus wie Garnelen und werden höchstens 6 Zentimeter groß. Sie bilden die wichtigste Nahrung der Blauwale. Buckelwale dagegen fressen auch gerne ganz kleine Jungfische, die zuweilen in riesigen Schwärmen unterwegs sind. Manchmal schließen sich mehrere Buckelwale zusammen und erzeugen unter Wasser ganze Netze aus Luftblasen, in denen die Schwärme gefangen sind. Dann schwimmt ein Wal nach dem anderen in den Schwarm und frisst sich satt.
Gibt es auch in der Nordsee Bartenwale?
Die ganz großen Wale sind in der Nordsee nicht heimisch. Hin und wieder verschwimmt sich einer auf dem Weg vom Nordpolarmeer nach Süden und schaut mal vorbei, aber meistens sind das nur kurze Besuche. Die einzigen Bartenwale, die mit Absicht auch in die Nordsee schwimmen, sind die Zwergwale. Mit der immer noch stattlichen Länge von zehn Metern sind sie die kleinsten Bartenwale. Auf der Doggerbank, einer Sandbank weit draußen in der offenen Nordsee, wurden sie schon mehrfach beobachtet. Die Sandbank ist ständig von Meerwasser überspült und gilt als Kinderstube für viele Fischarten. Die Zwergwale kommen, um dort zu jagen.
Bartenwale mit besonderen Fähigkeiten
Nicht alle Bartenwale sind Furchenwale.
Grönlandwale
Grönlandwale zum Beispiel gehören zu den "Glattwalen", die mit ihrem stark gewölbten Oberkiefer ganz anders aussehen als andere Wale. Ihre Barten sind besonders lang - die des Grönlandwals können bis zu 4,50 lang werden. Seine 50 Zentimeter dicke Speckschicht schützt ihn vor der Kälte des Nordpolarmeers. Und besonders gesund ist er auch noch: Grönlandwale können 200 Jahre alt werden. Damit sind sie die langlebigsten Säugetiere der Erde.
Grauwale
Auch der Grauwal ist ein Wal mit Besonderheiten: Anstatt im offenen Wasser auf Beutefang zu gehen, sucht er am Meeresgrund nach Nahrung. Dazu legt er den Kopf auf die Seite und weidet den Boden ab - er "gründelt". Genau wie bei den anderen Bartenwalen bleiben dabei alle Kleinlebewesen in den Barten hängen. Außerdem ist der Grauwal ein Vagabund: Seine Wanderungen gehören zu den längsten innerhalb der Säugetiere. Im Sommer bekommen die Walkühe ihre Kälber im warmen Wasser vor Mexiko. Doch die Kleinen sollten nicht zimperlich sein: Sobald das Kalb ein bisschen gewachsen ist, machen sich Mutter und Kind auf den Weg in den Norden - bis in die Beringsee. Das sind schlappe 10.000 Kilometer - nur der Hinweg! Wenn dort oben der Winter beginnt und das Eis kommt, schwimmen die beiden die ganze Strecke wieder zurück.