Lexikon
Im Wolfsrudel
Das Rudel ist die Familie eines Wolfs. Früher hat man geglaubt, dass im Rudel eine strenge Rangordnung herrscht und die Wölfe sich einem Leitwolf unterordnen müssen. Doch das stimmt nicht: Meistens geht es im Rudel friedlich zu.
In der Wolfsfamilie
Die Chefs im Wolfsrudel sind die Eltern. Sie bleiben ihr ganzes Leben lang zusammen. Mit zum Rudel gehören die Welpen, aber auch die einjährigen Wölfe. Sie werden "Jährlinge" genannt. Erst wenn ein junger Wolf geschlechtsreif wird, muss er das Rudel verlassen. Das passiert ungefähr nach zwei Jahren. Die jungen Wölfe und Wölfinnen suchen sich dann einen Partner für's Leben und gründen selbst ein Rudel.
Einmal im Jahr bekommt die Wölfin drei bis acht Junge. Das Wolfsrudel kümmert sich gemeinsam um die Aufzucht der kleinen Welpen, jagt zusammen und verteidigt das Revier gegen fremde Wölfe. Wenn Wölfe heulen, dann sagen sie sich damit gegenseitig: Wir gehören zusammen. Gleichzeitig hört jeder fremde Wolf im Umkreis von 10 Kilometern ihr Geheul und weiß: Achtung - fremdes Revier!
Warum vieles über den Wolf nicht mehr stimmt
Früher dachte man, dass ein Wolfsrudel von einem Leitwolf angeführt wird, dem sich alle anderen Wölfe unterordnen müssten. Man glaubte, dass im Wolfsrudel eine strenge Rangordnung herrscht, in der alle Wölfe einen bestimmten Platz einnehmen. So steht es auch noch in manchem Biologie-Buch. Doch das stimmt nicht. So verhalten sich nur gefangene Wölfe, die sich kein eigenes Revier suchen können.
Forschung in Gefangenschaft
Bis vor ein paar Jahren wurden Wölfe in Gefangenschaft erforscht - zum Beispiel im Wildgehege. Dort konnten die Forschenden die Tiere am besten beobachten. Sie sahen, dass sich erwachsene Wölfe zu Rudeln zusammenschlossen und wie sich diese Wölfe verhielten. Doch daraus zog die Forschung die falschen Schlüsse.
Moderne Methoden
Heute studieren Forscherinnen und Forscher die Wölfe in freier Wildbahn, denn sie haben festgestellt, dass sich Wölfe in Gefangenschaft anders verhalten als in Freiheit. Außerdem haben sich die Methoden der Forschung stark verbessert. Halsbänder mit kleinen Mini-Sendern oder hoch empfindliche Wildkameras helfen dabei, den Wölfen auch in ihrem natürlichen Lebensraum auf der Spur zu bleiben.
Wenn Wissenschaftlerinnen heute einen Wolfshaufen oder Wolfspipi untersuchen, dann können sie daran auch ablesen, welche Wölfe miteinander verwandt sind. Erst seitdem sie diese Methoden zur Verfügung haben, haben die Biologen nach und nach herausgefunden, dass Wölfe in einem Rudel alle zur selben Familie gehören, wie lange sie zusammen bleiben und was die jungen Wölfe tun, wenn sie das Rudel verlassen.