Lexikon
Wölfe und Menschen
Sind Wölfe gefährlich und müssen wir vor ihnen Angst haben? Das fragen sich Viele, seit der Wolf wieder in Deutschland lebt. Es gibt Ängste und Vorurteile. Was davon stimmt eigentlich? Und was nicht?
Wölfe sind für Menschen gefährlich - stimmt das?
Nein, das stimmt nicht. Wie alle anderen Wildtiere auch, gehen Wölfe den Menschen aus dem Weg. Genau wie ihre Beutetiere, sind die Wölfe meistens nachts unterwegs. Die allermeisten Menschen schlafen dann. Streifen Wölfe tagsüber durch ihr Revier, dann hören und riechen sie jeden Menschen lange bevor er sie entdeckt. Begegnungen zwischen Mensch und Wolf sind extrem selten - und wenn es passiert, dann flüchten die Wölfe zwar nicht in Panik, aber sie ziehen sich ruhig und gelassen zurück. Füttern, ärgern oder anfassen darfst du einen Wolf jedoch nie, denn er ist und bleibt ein Wildtier.
Wölfe reißen Weidetiere - stimmt das?
Manchmal hörst du davon, dass Wölfe Ziegen oder Schafe auf einer Weide getötet haben. Das hat dich vielleicht erschreckt und traurig gemacht. Leider kommt es vor, dass ein Wolf Weidetiere reißt. Sie sind für ihn viel leichter zu jagen als Rehe oder Wildschweine, denn ein ganz normaler Weidezaun hindert die Schafe zwar am Weglaufen, ist aber für den Wolf kein Hindernis. Er springt einfach darüber oder gräbt sich unter dem Zaun hindurch.
Wie kann man Weidetiere schützen?
Hast du schon einmal einen elektrisch gesicherten Weidezaun berührt? Das ist ganz unangenehm - und bestimmt möchtest du das kein zweites Mal tun. Genau wie dir geht es auch einem Wolf, der unvorsichtig an einem Elektrozaun geschnüffelt hat. Er wird solche Zäune meiden - und die Weidetiere dahinter in Ruhe lassen. Deshalb ist es wichtig, dass Weiden in Wolfsgebieten von einem hohen und dichten Elektrozaun umgeben sind. Noch besser sind die Tiere geschützt, wenn außerdem noch Herdenschutzhunde Tag und Nacht auf sie aufpassen.
Und was, wenn doch?
Sehr selten kommt es vor, dass einzelne Wölfe einen Weg finden, auch Elektrozäune zu überwinden. Über diese sogenannten "Problem-Wölfe" wurde viel berichtet und heftig darüber gestritten, was mit ihnen geschehen soll. Die zuständigen Ministerinnen und Minister der Bundesländer haben nun entschieden, dass solch ein Wolf im Einzelfall abgeschossen werden darf. Der beauftragte Jäger muss sich dabei aber an strenge Regeln halten.
Der Wolf bleibt streng geschützt
Das ändert nichts daran, dass Wölfe in ganz Europa streng geschützt sind und nicht gejagt werden dürfen.
Wo Wölfe sind, kann man nicht in den Wald?
Das stimmt nicht. Wölfe gehen den Menschen aus dem Weg - auch im Wald. Deshalb kannst du auch in einem Wolfsgebiet in den Wald gehen. Du wirst sehr wahrscheinlich nicht das kleinste Fitzelchen vom Wolf entdecken, denn er hat dich im Zweifel immer zuerst gehört und sich längst aus dem Staub gemacht. Vor Wölfen im Wald müssen sich vor allem die Rehe fürchten - wir aber nicht.
Wölfe fressen zu viele Tiere. Stimmt das?
Das stimmt nicht. Wölfe jagen vor allem junge, alte und kranke Tiere. So sorgen sie dafür, dass das Wild im Wald gesund bleibt und sich Krankheiten nicht so leicht ausbreiten können. Ein kräftiges, gesundes Reh oder ein erwachsenes Wildschwein sind auch für Wölfe eine schwierige Beute. Oft müssen Wölfe tagelang jagen, bevor sie ein Tier erwischt haben.
Wildtiere tricksen Wölfe aus
Forscher haben herausgefunden, dass sich die Wildtiere in den Wolfsgebieten anders verhalten als in anderen Regionen. Die Tiere tricksen die Wölfe aus, indem sie sich zum Beispiel immer wieder neue Verstecke suchen oder bei der Futtersuche unterschiedliche Pfade benutzen. So schaffen sie es oft, den Wölfen zu entkommen.
Der Mensch verändert die Lebensräume
Andere Wissenschaftler wollten wissen, wer eigentlich mehr Einfluss auf das Verhalten und die Anzahl der Wildtiere in einem Gebiet hat - Wölfe oder Menschen? Die Forscher haben entdeckt, dass der Mensch viel stärker in das Leben der Wildtiere eingreift als ein Wolfsrudel - zum Beispiel, indem er die Tiere jagt, aber auch, indem er Straßen und Häuser baut, Landwirtschaft betreibt und so den Lebensraum der Tiere verändert. Die Forscher sagen: In einer Region, in der Menschen und Wölfe zusammen leben, bestimmt trotzdem der Mensch darüber, wie viele Wildtiere es dort gibt und wie sie sich verhalten - und nicht der Wolf.
