Lexikon
Wale
Die Schlaumeier aus dem Ozean
Seit Jahrzehnten versuchen Meeresbiologen, den Geheimnissen der Wale auf die Spur zu kommen. Sie hängen Mikrofone in die Ozeane, um ihre Sprache zu entschlüsseln und heften ihnen Sender an, um ihnen in die Tiefsee zu folgen oder sie auf ihren Wanderungen über Tausende Kilometer zu begleiten. Weil die technischen Mittel immer raffinierter werden, haben die Forscher schon verblüffende Entdeckungen gemacht.
Spektakuläres aus der Welt der Wale
Wusstest du zum Beispiel, dass Delfine sich gegenseitig beim Namen rufen? Oder dass Beluga-Wale auch die "Kanarienvögel der Meere" genannt werden, weil sie so vielfältige Laute von sich geben? Was sie sich erzählen, wissen wir aber leider nicht. Wissenschaftler haben die Sprache der Wale erst zu einem ganz kleinen Teil entschlüsselt. "Walisch" zu sprechen ist bisher noch keinem Menschen gelungen.
Was wir aber wissen, ist: Wale haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Pottwale zum Beispiel schützen einen verletzten Artgenossen, indem sie ihn einkreisen. Manche Walarten jagen im Team mit Artgenossen und benutzen sogar Werkzeuge. Wusstest du zum Beispiel, dass Orcas mit einem schlauen Trick Robben überlisten, die sich auf Eisschollen in Sicherheit glauben?
Wie intelligent sind Wale wirklich?
Auch wenn all dies Zeichen von Intelligenz sind - Intelligenzbestien sind die Wale trotzdem nicht. Zwar benutzen sie Werkzeuge und entwickeln zum Teil verblüffende Jagd-Strategien, aber das tun andere Tiere auch. Manche Delfine haben in Gefangenschaft auch erstaunliche Fähigkeiten erlernt. Dennoch: Bei dem, was Wissenschaftler "abstrahieren" nennen, tun die Wale sich schwer. Wer "abstrahieren" kann, begreift auch Zusammenhänge, die er im Moment nicht sehen oder anfassen kann - zum Beispiel Matheaufgaben oder Dinge, die erst in der Zukunft passieren. Da sind ihnen Schimpansen überlegen. Fest steht aber: Wale sind faszinierende Säugetiere, die sich perfekt an das Leben im Wasser angepasst haben.
Warum sind Wale Säugetiere und keine Fische?
Die Ursprünge der heutigen Wale reichen weit zurück. In 50 Millionen Jahre alten Felsschichten haben Forscher Fossilien von Säugetieren gefunden, die schon wie Wale aussahen. Vor 65 Millionen Jahren haben die Vorfahren dieser "Ur-Wale" noch an Land gelebt und waren wahrscheinlich mit den Ur-Vorfahren der heutigen Huftiere verwandt.
Angepasster Körperbau
Seitdem haben die Wale eine einzigartige Entwicklung durchgemacht: Ihre Gliedmaßen haben sich so stark verändert, dass nur noch die "Hände" außerhalb des Körpers liegen. Sie haben sich zu Vorderflossen entwickelt, die man "Flipper" nennt. Ihre Beine sind nur noch als kleine verknöcherte Reste im Körperinneren vorhanden. Die lang ausgebildete Wirbelsäule endet in einer waagerechten Schwanzflosse. Man nennt sie "Fluke".
Besondere Fähigkeiten
Die meisten Walarten haben eine Rückenfinne, ähnlich wie Fische, die zur Stabilisierung und zum Ausgleich der Körpertemperatur dient. Auch ihre Atmung und ihr Sauerstoffverbrauch sind an das Leben im Wasser angepasst. Wale können unter Wasser schlafen und manche Arten bis zu 3000 Meter tief tauchen und 2 Stunden unter Wasser bleiben. Ihre "Nase" ist zu einem oder zwei Blaslöchern an der Oberseite umgebildet.
Wale haben kein Fell, sondern eine glatte Haut, die sie gut durch das Wasser gleiten lässt. Eine dicke Fettschicht schützt den Wal gegen Kälte. Diese Fettschicht nennt man "Blubber".
Welche Wale gibt es in Nord- und Ostsee?
Buckelwale in der Ostsee und Pottwale in der Nordsee? Tatsächlich kommt es hin und wieder vor, dass auch große Wale in Nord- und Ostsee gesichtet werden. Im Winter 2014 / 15 wurde sogar ein Buckelwal-Weibchen mit Jungtier entdeckt, das in der Ostsee überwinterte. Solche Beobachtungen sind aber selten, denn eigentlich liegen Nord- und Ostsee nicht auf den Wanderrouten der großen Wale.
Regelmäßige Gäste in der Nordsee sind Zwergwale, die zum Fressen auf die Doggerbank kommen. Das ist eine Sandbank weit draußen im offenen Meer. Die einzigen Wale, die in Nord- und Ostsee heimisch sind, sind die kleinen Schweinswale. Sie ziehen bei uns auch ihre Jungen auf.
Wovon sind Wale bedroht?
Obwohl die meisten Walarten schon lange nicht mehr gejagt werden dürfen, sind sie immer noch bedroht. Der Lärm im Meer macht ihnen zu schaffen, denn er stört ihren Orientierungssinn. Chemikalien und Giftstoffe im Meer können die Wale krank machen. Und schließlich ist die Fischerei auch weiterhin eine Gefahr für die Meeressäuger, denn immer wieder verfangen sich Wale in Fischernetzen und ersticken. Das betrifft vor allem kleinere Walarten. Viele Organisationen setzen sich dafür ein, dass mehr Schutzgebiete im Meer eingerichtet werden. Mit Erfolg: Der Bestand einiger Walarten ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Welche Wale gibt es überhaupt
Es gibt 81 Walarten, die man in Zahnwale und Bartenwale unterscheidet.
Zahnwale sind Jäger und fressen Fische, Tintenfische und Meeressäuger, zum Beispiel Robben. Zu den Zahnwalen gehören 70 Walarten, wie zum Beispiel die Schweinswale und alle Delfinarten, unter anderem Orcas und Große Tümmler. Der größte Zahnwal ist der Pottwal.
Bartenwale dagegen ernähren sich von Krill - kleinen Meerestieren, die sie mit ihren Barten aus dem Wasser filtern. Barten sind elastische, an der Innenseite ausgefranste Hornplatten, die am Oberkiefer der Wale wachsen. 11 Walarten gehören zu den Bartenwalen, darunter auch das größte Säugetier der Erde - der Blauwal.