Lexikon
Zugvögel
Jedes Jahr fliegen die Zugvögel in den Süden und wieder zurück - manche von ihnen ziehen um die halbe Erde, andere nur bis zum Mittelmeer. Aber warum machen Zugvögel das eigentlich? Woher wissen sie, wann sie losfliegen müssen und wie finden sie ihren Weg?
Die Hälfte unserer heimischen Vogelarten sind Zugvögel
Ungefähr 250 verschiedene Vogelarten brüten in Deutschland. Wusstest du, dass die Hälfte davon Zugvögel sind? Zugvögel überwintern im wärmeren Südeuropa oder in Afrika. Sobald die Nahrung knapp wird, machen sie sich auf den Weg - manche Zugvogelarten starten schon im August, andere erst im Oktober oder noch später. Zwischen März und Mai kommen sie wieder zurück in ihre Brutgebiete.
Woher wissen die Zugvögel, wann sie starten müssen?
Unseren heimischen Vögeln macht Kälte nicht viel aus - auch den Zugvögeln nicht. Doch wenn die Nahrung knapp wird, dann haben sie keine Wahl: Sie starten in den Süden. Im Winter gehen bei uns viele Insekten zugrunde oder sie überwintern unter Baumrinde, im Boden oder an anderen unerreichbaren Stellen. Genau so machen es auch Kröten und Frösche, die im Herbst in ihren Verstecken in Kältestarre fallen. Für die Vögel sind diese Tiere dann unerreichbar. Alle Vögel, die sich auf solche Nahrung spezialisiert haben, müssen sich jetzt andere Jagdreviere suchen. Sie machen sich auf den Weg in wärmere Gebiete.
Woher wissen die Zugvögel, wann es Zeit für die Rückkehr ist?
Im Frühjahr kehren die Zugvögel aus den Überwinterungsgebieten zurück. Doch woher weiß ein Vogel in Afrika, dass es hier wieder wärmer wird?
Kalender im Kopf
Die Vögel, die richtig weit weg fliegen, haben eine Art Kalender im Kopf. Den haben sie von ihren Eltern geerbt. Sie machen sich deshalb jedes Jahr ungefähr zur selben Zeit auf den Rückweg. Trotzdem können sie unterwegs auf das Wetter reagieren: Wenn der Winter bei uns mal etwas länger dauert, machen sie unterwegs Rast und warten, bis das Wetter besser wird.
Warme Westwinde
Die Vögel, die nur bis Spanien oder Südfrankreich fliegen, haben es etwas leichter: Sie kommen mit den ersten warmen Westwinden zurück. Denn dann beginnt meist auch bei uns der Frühling. Und falls nicht, sind sie flexibel: Manche Vogelarten - zum Beispiel die Kraniche - fliegen sogar wieder zurück, wenn sie merken, dass in ihren Brutgebieten noch Schnee liegt.
Wie finden die Zugvögel den richtigen Weg?
Zugvögel haben nicht nur einen Kalender, sondern auch eine Landkarte im Kopf. Sie folgen ihrem angeborenen Instinkt, der ihnen den Weg weist. Nachts orientieren sie sich außerdem am Sternenhimmel, tagsüber am Sonnenstand und an der Landschaft. Sie weichen Gebirgen und großen Wasserflächen lieber aus. Dafür folgen sie Flussläufen, Meeresküsten und sogar Autobahnen, wenn sie ungefähr in die richtige Richtung verlaufen. Vor allem alte, erfahrene Vögel verlassen sich nicht nur auf ihren Instinkt, sondern fliegen meist den kürzesten Weg mit den besten Rastplätzen.
Der weiteste Weg: Die Küstenseeschwalbe
Den weitesten Weg in der Vogelwelt legen die Küstenseeschwalben zurück: Sie fliegen jedes Jahr von ihren Brutgebieten am Nordmeer bis in die Antarktis und zurück. Das sind - je nach Brutplatz - stolze 30.000 bis 50.000 Kilometer! Dabei können sie am Tag rund 500 Kilometer zurücklegen, weil sie die Winde, die über den Ozeanen wehen, geschickt ausnutzen. Im Sommer sind die kalten Gewässer der Polarmeere voller Leben und ein Schlaraffenland für Seevögel. Deshalb nehmen die Küstenseeschwalben den extrem langen Weg auf sich und pendeln zwischen Nordpol und Südpol.
Für Schlaufüchse: Wandergeselle oder Reisemuffel?
Langstrecke
Langstreckenzieher sind Vögel, die in Afrika südlich der Saharawüste überwintern. Zu ihnen gehören zum Beispiel Storch, Mauersegler, Schwalbe, Kuckuck und Nachtigall.
Kurzstrecke
Kurzstreckenzieher fliegen im Herbst nach Südeuropa. Zu diesen Vögeln gehören zum Beispiel Star und Bachstelze. Viele Kurzstreckenzieher sind Teilzieher. Das bedeutet, dass einige Vögel dieser Art in den Süden ziehen, andere aber hier überwintern.
Standvögel
Spatzen, Meisen, Amseln und Spechte bleiben das ganze Jahr über in ihren Brutgebieten. Sie sind so gut an das Leben in Mitteleuropa angepasst, dass sie auch im Winter genügend Nahrung finden.