Lexikon
Wildpferde und wilde Pferde
In der wilden Steppe der Mongolei
Frühjahr in der mongolischen Steppe. Das Donnern von Hufen schallt über das Land. Mit geblähten Nüstern galoppiert eine Herde von Przewalski-Pferden über den hart gefrorenen Boden. Wie ihre Vorfahren es Jahrtausende lang waren, sind sind diese Pferde wild und frei. Przewalski-Pferde sind die einzige echte Wildpferde-Art, die es auf der Erde gibt.
Doch beinahe wäre es mit ihnen vorbei gewesen: Przewalski-Pferde waren fast ausgestorben. Vor 20 Jahren gab es sie nur noch im Zoo. Doch dann begann ein Zuchtprogramm mit dem Ziel, die Art zu erhalten und die Pferde wieder auszuwildern.
Vom Zoo in die Wildnis
Es gelang den beteiligten Zoos, genügend Wildpferde nachzuzüchten. Forscher wählten die geeigneten Tiere aus, die wieder im Land ihrer Vorfahren über die Steppe galoppieren sollten. Eine kleine Herde wurde per Flugzeug in die Mongolei gebracht. Dort blieben die Pferde fünf Jahre lang in einem großen Gehege, um zu einer Herde zusammenzuwachsen und eine natürliche Scheu vor Menschen zu entwickeln. Außerdem mussten sich die Tiere erst an das raue Klima der Mongolei gewöhnen. Schließlich wurde das Gatter geöffnet und die Wildpferde waren wieder frei - wie ihre Vorfahren.
Gibt es noch andere Wildpferde?
Als echter Pferdefan hast du bestimmt schon von den "Wildpferden" im Merfelder Bruch bei Dülmen gehört. Anders als echte Wildpferde stammen die Dülmener Wildpferde aber von Hauspferden ab, die sich mit westfälischen Wildpferden gepaart haben. Das war schon im Mittelalter, und deshalb gelten die Dülmener Wildpferde heute als älteste Pferderasse Deutschlands. Anders als echte Wildpferde haben die Dülmener "Wildpferde" einen Besitzer. Sie leben halbwild in einem großen, eingezäunten Naturschutzgebiet nahe der Kleinstadt Dülmen in Nordrhein-Westfalen.
Die Ponys aus dem Exmoor
Auch Exmoor-Ponys werden oft als "Wildpferde" bezeichnet. Sie stammen aus dem Exmoor in Großbritannien, das heute Nationalpark ist. Exmoor-Ponys haben viele Merkmale eines Wildpferdes: Das typische helle Maul, das man Mehlmaul nennt und die einheitliche Fellfarbe. Viele von ihnen leben auch wie Wildpferde und weiden noch heute im Nationalpark Exmoor.
Dennoch sind Exmoor-Ponys keine echten Wildpferde, denn auch ihre Vorfahren müssen sich irgendwann mit Hauspferden gekreuzt haben. Darauf deuten einige Merkmale hin. Immerhin sind sie aber die älteste Pferderasse Großbritanniens: Mindestens seit dem Jahr 1086 gibt es Exmoor-Ponys. Exmoor-Ponys leben heute nicht nur im Exmoor, sondern auch in vielen anderen rauen, kargen Regionen West- und Nordeuropas. Dort weiden sie häufig in umzäunten Naturschutzgebieten und halten Gras und Gebüsch kurz. So bleiben wertvolle Heide- und Graslandschaften erhalten.