Lexikon
Schmuckschildkröten
Eigentlich sollte diese Rotwangen-Schmuckschildkröte irgendwo in einem Aquarium sitzen. Aber das tut sie nicht. Im Gegenteil: An vielen Gewässern in Deutschland ist das Reptil aus den USA inzwischen verbreitet - und zum Problem für die Artenvielfalt geworden.
Wie kommt die Schmuckschildkröte ins Wasser?
Buchstaben-Schmuckschildkröten aus Amerika wurden bisher häufig im Zoohandel verkauft. Sie sind genügsame Haustiere, die man in einem Aquarium in der Wohnung halten kann. Das wäre ja auch kein Problem - wenn nur nie jemand auf die Idee gekommen wäre, seine tierischen Mitbewohner in der Natur auszusetzen. Denn Schmuckschildkröten können sehr alt werden - und wurden ihren gedankenlosen Besitzern wohl lästig. In der Natur vermehrten sich die Schildkröten. Heute gibt es sie an vielen Gewässern bei uns. Doch das ist ein großes Problem: Die amerikanischen Schildkröten fressen die Larven von seltenen Wassertieren und verdrängen die Europäische Sumpfschildkröte, die sowieso schon sehr selten ist, aus ihrem Lebensraum.
Wie leben die Schildkröten bei uns?
Schmuckschildkröten verbringen die meiste Zeit des Tages damit, sich zu sonnen. Dazu suchen sie sich einen Stein oder einen Baumstamm im Wasser oder ein sonniges Plätzchen am Ufer. Wenn sie im Wasser auf Nahrunssuche gehen, halten sie vor allem Ausschau nach den Larven von Fröschen, Kröten, Molchen und Fischen, fressen aber auch Wasserpflanzen. Im Frühsommer legen die Weibchen bis zu 20 Eier, die sie von der Sonne ausbrüten lassen. Wenn es im Herbst kälter wird, fallen die Schildkröten in eine Winterstarre. Die dauert bis zum nächsten Frühjahr.
Zu nass und zu kalt
Der Winter bei uns ist für die wärmeliebenden Exoten aus den USA eigentlich zu nass und zu kalt. Deshalb werden Schmuckschildkröten in freier Wildbahn nicht besonders alt. Für die Erhaltung der Art reicht die Zeit aber trotzdem, so dass die Tiere sich in Mittel- und Südeuropa vermehren und immer mehr Gewässer besiedeln.
Warum ist die Buchstaben-Schmuckschildkröten eine "invasive Art"?
Weil sie sehr erfolgreich sind bei der Jagd von seltenen Amphibien und Jungfischen, bedrohen die Schmuckschildkröten in Europa die Artenvielfalt. Doch nicht nur das: Auch die seltene Europäische Sumpfschildkröte leidet unter den zahlreichen Verwandten aus Amerika, die sie nach und nach aus ihrem Lebensraum verdrängen.
Die Liste der Schlimmsten
Trotzdem werden immer wieder Schmuckschildkröten von Menschen gedankenlos in der Natur ausgesetzt, weil ihnen die Tiere als Haustier zu lästig, zu groß oder zu alt werden. Doch damit soll jetzt Schluss sein: Die Europäische Union hat die amerikanische Buchstaben-Schmuckschildkröte auf die Liste der schlimmsten "invasiven Arten" gesetzt. Das hat Folgen: Der Handel mit den Tieren ist verboten und sie dürfen in Europa auch nicht mehr gezüchtet werden. Wer sie in der Natur aussetzt, wird bestraft.