Lexikon
Wald - Nachts im Wald
Wenn es dunkel wird, gehen viele Tiere im Wald schlafen. Aber nicht alle. Was ist los im Wald bei Nacht?
Warum die Vögel nachts nicht vom Baum fallen
Wenn es Nacht wird, suchen sich die Singvögel ein sicheres Plätzchen in den Bäumen. Sie setzen sich auf einen Ast, stecken den Kopf unter die Flügel und schlummern. Für uns wäre das unmöglich: Sobald wir schlafen, erschlaffen die Muskeln und wir würden vom Ast kippen. Die Vögel dagegen sitzen da die ganze Nacht - ohne sich anstrengen zu müssen. Das können sie, weil sie ihr Körpergewicht zum Schlafen so verlagern, dass die Sehnen in ihren Krallen automatisch gespannt bleiben. So sitzen sie die ganze Nacht fest auf ihrem Schlafplatz.
Übrigens haben Singvögel ein zusätzliches Gleichgewichtsorgan im Becken. Das sorgt dafür, dass sie im Schlaf nicht umkippen und kopfüber vom Ast hängen.
Lautlose Jäger der Lüfte
So richtig sicher können sich die Vögel auf ihrem Ast aber nicht fühlen, denn: Wenn es Nacht wird im Wald, dann werden die Eulen munter. Lautlos gleiten sie duch die Luft und jagen Mäuse und schlafende Singvögel. Eulen fliegen fast völlig geräuschlos, weil ihre Federn an den Rändern winzig kleine Zacken haben. So verursacht die Luft kaum einen Laut, wenn sie durch die Flügel hindurchstreicht. Für die Beutetiere der Eulen ist das schlecht, denn sie bemerken den Vogel meistens erst, wenn sie schon zwischen sienen Fängen hängen. Besonders geschickt darin, schlafende Singvögel vom Baum zu pflücken, ist der Waldkauz.
Pfeilschnell und unsichtbar - Fledermäuse
Lautlos durch die Baumkronen zischen - das können nicht nur Eulen, sondern auch Fledermäuse. Die Bechstein-Fledermaus ist die einzige Fledermaus, die im Wald lebt. Erst, wenn es stockdunkel ist, fliegt sie los. Bechstein-Fledermäuse haben ein sehr gutes Gehör. Ihre Ohren sind besonders groß, so dass sie noch die allerleisesten Töne wahrnehmen können.
Echo-Ortung
Fledermäuse jagen mit Echo-Ortung. Beim Fliegen stoßen sie ständig ganz hohe Töne aus. Diese werden von den Dingen in ihrer Umgebung zurück geworfen. Das funktioniert auch im Stockdunklen. So "sieht" die Fledermaus jedes Hindernis mit dem Ohren. Die Bechstein-Fledermaus ist darin so gut, dass sie fliegende Insekten aus der Luft fangen kann.
Und was machen die Säugetiere nachts im Wald?
Normalerweise schlafen Rehe nachts. Dazu machen sie sich eine Kuhle ins Laub und legen sich hin. Richtig tief schlafen Rehe aber nur wenige Stunden. Wenn in ihrem Revier viele Menschen unterwegs sind und sie häufig gestört werden, dann bleiben die Rehe lieber tagsüber in ihrem Versteck und trauen sich erst in der Dämmerung heraus, um ungestört zu fressen.
Dachse gehen nachts auf Streife, denn sie sind sehr scheu und wachsam. Bevor ein Dachs nachts loszieht, streckt er zuerst seine Nase aus dem Bau und sichert. Ist kein Feind in der Nähe, kann es losgehen. Dachse fressen Pilze, Früchte und Nüsse, aber auch Würmer und Käfer. Auch Wildschweine verbringen den Tag ruhend an ihren Schlafplätzen im dichten Unterholz des Waldes. Erst in der Nacht gehen sie auf Futtersuche. Dazu wühlen sie den Boden um, um Würmer, Schnecken, Nüsse, Kastanien und Eicheln zu fressen.