Lexikon
Insekten in Gefahr!
Woher wissen wir, dass die Insekten zurückgehen?
Insektenkundige Leute haben in Naturschutzgebieten im Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) fliegende Insekten eingefangen und gewogen - immer im Sommer, 27 Jahre lang. Vor kurzem haben sie ihre Ergebnisse veröffentlicht. Sie hatten herausgefunden: Die Gesamtmasse der fliegenden Insekten ist stark zurückgegangen. Heute fliegt nur noch ein Viertel so viele Insekten herum wie zu Beginn der Messungen im Jahr 1989.
Obwohl die Untersuchungen nur in NRW und im Norden des Bundeslandes Rheinland-Pfalz stattgefunden haben, gibt es auch aus anderen Regionen in Deutschland ähnliche Ergebnisse: In der Roten Liste, die das Bundesamt für Naturschutz regelmäßig veröffentlicht, kann man lesen, dass bei fast der Hälfte aller untersuchten Insektenarten seit Jahren die Zahl der Tiere zurück geht.
Warum beunruhigt der Insektenrückgang die Menschen?
Seit der Veröffentlichung sind viele Menschen beunruhigt. In der Zeitung kannst du jetzt oft darüber lesen, dass wir etwas gegen den Rückgang der Insekten tun müssen. Doch warum? Weniger Stechmücken - das ist doch eigentlich was Gutes, oder?
Insekten haben wichtige Aufgaben
Das Problem an der Sache ist, dass sowohl die Stechmücken, als auch die Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer stark zurückgehen. Sie alle erfüllen jedoch in der Natur wichtige Aufgaben - und sorgen damit auch für das Wohlergehen der Menschen. Eine ihrer Aufgaben ist zum Beispiel die Bestäubung der Blüten.
Bestäubung der Blüten
Weißt du, was Erdbeeren, Kirschen, Tomaten und Zucchini gemeinsam haben? Genau - sie können nur Früchte bilden, wenn ihre Blüten zuvor von Insekten bestäubt wurden. Das trifft auch auf viele andere Nutzpflanzen zu - sogar auf die allermeisten. Selbst Baumwollsocken, Schokolade und gemahlene Mandeln gäbe es ohne die fleißigen Insekten nicht. Denn genau wie Erdbeeren und Tomaten werden auch Baumwollpflanzen, Kakao- und Mandelbäume von Insekten bestäubt. Nur bei einigen Nutzpflanzen trägt der Wind die Pollen von Blüte zu Blüte - zum Beispiel bei Mais und Getreide.
Wenn du nicht genau weißt, wie Bestäubung durch Insekten funktioniert, dann lies nach im Kasten rechts.
Insekten halten die Natur in Gang
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Ebenso wie unsere Nutzpflanzen werden auch die Wildpflanzen von Insekten bestäubt. Das ist wichtig für alle anderen Wildtiere, die die Früchte und Samen der Wildpflanzen fressen. Insekten helfen anderen Bodentieren und Pilzen dabei, abgestorbene Pflanzen wieder zu nährstoffreicher Erde zu machen. Darüber hinaus sind Insekten auch die wichtigste Nahrung vieler Wildtiere, Vögel, Spinnen und anderer Insekten.
Was sind die Ursachen für den Rückgang der Insekten?
Intensive Landwirtschaft
Woran der Insektenrückgang liegt, wissen die Forscher noch nicht ganz genau. Aber sie haben einen starken Verdacht: Die Naturschutzgebiete, in denen die Insekten gefangen wurden, lagen inmitten von bewirtschafteten Feldern. Deshalb glauben die Forscher, dass die Unkraut- und Insektenvernichter sowie die Düngemittel, die auf den Feldern verwendet werden, für den Insektentod verantwortlich sind.
Wildkräuter gehen ein
Der Dünger auf den Feldern lässt zwar Getreide, Mais und Futtergras gut wachsen. Viele Wildkräuter vertragen jedoch keine Düngung und gehen ein. Die übrigen werden häufig mit Mitteln gegen Unkraut bekämpft. Aber: Wenn auf Feldern und Wiesen keine Wildblumen und Wildkräuter mehr wachsen, finden viele Insekten nicht mehr genug Pollen und Nektar.
Insektengifte schaden Bienen
Und dann noch die Insektengifte: Damit Rüsselkäfer und Blattläuse nicht die Nutzpflanzen fressen, werden deren Samen mit Mitteln gegen Insekten behandelt. Wenn aus dem Samen dann die Pflanze wächst und Blüten bildet, dringen die Stoffe in alle Pflanzenteile vor - auch in Pollen und Nektar.
Doch das bekämpft nicht nur die Blattläuse. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das auch für Bienen, Hummeln und Co. schlimme Folgen hat. Sie stellten fest, dass Honigbienen orientierungslos werden und ihren Bienenstock nicht mehr finden. Allein auf sich gestellt, gehen sie zugrunde. Bei Hummeln und Wildbienen wirken sich die Stoffe auf die Vermehrung aus: Sie bekommen deutlich weniger Nachwuchs.
Landschaften verändern sich
Aber auch viele andere Veränderungen in unserer Landschaft haben dazu beigetragen, dass es heute weniger Insekten gibt als früher. Hecken, kleine Wäldchen, Tümpel und ungenutzte Wiesen sind verschwunden. Die Menschen haben neue Straßen und Siedlungen gebaut und ihre Städte vergrößert, Heide- und Moorlandschaften sind geschrumpft. All dies hat dazu geführt, dass Insekten bei uns weniger Platz zum Leben haben.
Insekten helfen - mach mit!
Die Europäische Union hat zum Ende dieses Jahres bestimmte Insektengifte verboten. Damit will sie die Bienen besser schützen. Die drei verbotenen Gifte gehören zu den "Neonikotinoiden" und werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Ab 2019 dürfen sie nicht mehr draußen verwendet werden, sondern nur noch in Gewächshäusern.
Doch nicht nur Politiker und Landwirte sind gefragt. Jeder kann etwas für Insekten tun, denn auch in Gärten, auf dem Balkon und auf dem Schulhof sind die Krabbler unterwegs - immer auf der Suche nach Pollen und Nektar. Den finden sie aber nur, wenn auch genügend blühende Pflanzen wachsen - je mehr, desto besser.
Hast du Lust, den Insekten zu helfen? Dann leg los!
Das kannst du für Insekten tun:
Pflanze ein Schlaraffenland für Hummel, Biene und Co:
Zur Pflanzliste für Brummer-Leckerlies
Hotel Zur Wildbiene - so bietest du Wildbienen eine Nisthilfe an: