Lexikon
Anpassung im Tierreich
Tiere derselben Art oder Gattung können in unterschiedlichen Regionen der Erde ganz unterschiedlich aussehen. Das ist eine Folge der Anpassung an ihren Lebensraum.
Eisbären können fast drei Meter groß werden, haben aber winzige Ohren, eine kurze Schnauze und einen Stummelschwanz. Europäische Braunbären dagegen haben eine ausgeprägte Schnauze und mittelgroße Ohren, sind dafür aber mit höchstens 1,70 Metern viel kleiner als ein ausgewachsener Eisbär.
Regeln der Anpassung
Wieso sehen die beiden Tiere so unterschiedlich aus, obwohl sie miteinander verwandt sind? Könnte das etwas damit zu tun haben, in welchen Regionen der Erde sie leben? Tatsächlich ist das der Grund.
Die Anpassung an einen kalten oder warmen Lebensraum folgt bei gleichwarmen Tieren bestimmten Regeln. Gleichwarme Tiere müssen ihre Körpertemperatur selbst aufrecht halten - im Unterschied zu den wechselwarmen Tieren, deren Körpertemperatur von der Temperatur ihrer Umgebung abhängt. Säugetiere und Vögel sind gleichwarme Tiere.
Zwei wichtige Regeln der Anpassung lernst du hier kennen: Die Bergmann'sche und die Allen'sche Regel.
Je kälter je größer: Die Bergmann'sche Regel
Die Bergmannsche Regel besagt, dass Tiere derselben Art oder Gattung größer werden, je kälter ihr Lebensraum ist. Schau dir im Vergleich diese zwei Pinguin-Arten an: Der Kaiserpinguin am Südpol ist 1,20 m groß, sein Verwandter, der Galapagos-Pinguin, bringt es aber nur auf eine Körpergröße von maximal 65 cm. Warum ist das so?
Der Körper als Wärmespeicher
Je größer der Körper eines Tieres ist, desto mehr Wärme kann er speichern. Gleichzeitig gibt er weniger Wärme über die Haut ab, denn ein großer Körper hat im Verhältnis zu seinem Volumen weniger Oberfläche als ein kleinerer Körper. Für den Kaiserpinguin am Südpol ist es wichtig, dass möglichst wenig Körperwärme über die Haut verloren geht. Denn wer Wärme verliert, braucht viel Energie, um seine Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. In Eis und Schnee ist die Nahrung aber knapp - deshalb spart der Kaiserpinguin Energie durch Größe.
Verwandter am Äquator
Sein Verwandter, der Galapagos-Pinguin, lebt auf der Inselgruppe Galapagos in der Nähe des Äquators. Dort ist es viel wärmer und es gibt auch mehr zu Futtern. Deshalb ist es für ihn nicht so wichtig, Wärme im Körper zu speichern. Folglich darf er ruhig kleiner sein.
Große Ohren kühlen gut: Die Allen'sche Regel
Die Allensche Regel lautet: Die Körperanhänge von Tieren in kälteren Klimazonen sind kleiner, als die Körperanhänge ihrer Verwandten in wärmeren Regionen.
Große Ohren kühlen gut
Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Körpergröße, denn auch hier geht es um das Halten oder Abgeben von Wärme. Über Ohren, Beine und Schwanz können Tiere Wärme abgeben, denn diese Körperteile sind stark durchblutet. Blut transportiert Wärme und kühlt sich an der Körperoberfläche ab. Große Ohren sorgen für eine große Körperoberfläche - also viel Platz zum Kühlen. Für die Tiere in warmen Regionen ist das gut - für die in Eis und Schnee aber schlecht.
Kleine Ohren halten warm
Wie sich der Polarfuchs und der Wüstenfuchs an ihre Lebensräume angepasst haben, kannst du auf den Fotos gut erkennen. Beide gehören zur selben Gattung und sind miteinander verwandt, unterscheiden sich aber deutlich. Der Wüstenfuchs hat riesige Ohren, über die er die überschüssige Wärme abgeben kann. Der Polarfuchs dagegen sieht viel kompakter aus. Das liegt nicht nur an seinem dickeren Fell, sondern auch daran, dass er kleine Ohren und eine kurze Schnauze hat. So hält er seine Körperwärme und spart Energie.