Lexikon
Pflanzen auf dem Kriegspfad
Pflanzenfresser haben es gut. Sie müssen nicht auf die Jagd gehen und ihre Beute wehrt sich nicht. Wirklich nicht? Denkste! Pflanzen haben zwar keine Krallen und Zähne, aber dafür viele andere Tricks auf Lager, mit denen sie sich vor dem Gefressen-Werden schützen.
Gift gegen gefräßige Gesellen
Wolfsmilchgewächse sind ein ganz schön fieses Kraut. In ihrem Inneren verbirgt sich ein weißlicher Saft, der Milchsaft. Wenn ein Tier ein Blatt anknabbert, verdirbt ihm der Saft ganz schön den Appetit: Er enthält ein Gift, das die Haut reizt und die Schleimhäute im Mund verletzt. Gleichzeitg verschließt der Saft die Wunde am Blatt. Kühe und Pferde machen um Stellen mit Wolfsmilchpflanzen einen großen Bogen. Auch Insekten rühren die fiesen Gewächse nicht an.
Kleine Giftzwerge
Ausnahme ist der Wolfsmilchschwärmer - seine Raupen schlagen sich den ganzen Tag den Bauch voll und werden davon selbst zum Giftcocktail. Zur Warnung leuchten sie in bunten Signalfarben, und die sagen ganz deutlich: "Hände weg - ich bin giftig!" Erfahrene Vögel rühren die Raupen besser nicht an.
Scharfes Pflänzchen - die Ackerschmalwand
Auch, wer die Ackerschmalwand probiert, verdirbt sich gehörig den Magen. Das kleine Wiesenkraut, das so unschuldig aussieht, hat in seinem Blattgewebe zwei unterschiedliche Stoffe eingekapselt. Solange niemand dem Kraut zu nahe tritt, passiert gar nichts. Aber wehe, jemand beißt ein Stück vom Blatt ab. Dann zerstört er damit die kleinen Kapseln und die beiden darin enthaltenen Stoffe vermischen sich. Eine extrem scharfe Mischung entsteht, die jeden Angreifer in die Flucht treibt. Wer einmal probiert hat, kommt bestimmt nie wieder!
Wie die Maispflanze die Wurmtruppe ruft
Der Mais auf unseren Feldern kann keine giftigen Stoffe bilden, um sich vor Fraßfeinden zu schützen. Aber er hat einen anderen Trick: Wenn seine Wurzeln von Käferlarven angegriffen werden, dann ruft er die Wurmtruppe. Er sendet Botenstoffe aus, die von kleinen Fadenwürmern im Boden wahrgenommen werden. Sobald die Würmer den Botenstoff schnuppern, kommen sie angerückt und fressen die Käferlarven. Der Mais hat wieder seine Ruhe.
Tierische Blauhelme
So wie der Mais lassen sich auch andere Pflanzen von tierischen Hilfstruppen unterstützen. Die Kartoffel zum Beispiel ruft Raubwanzen herbei, die die Larven des Kartoffelkäfers zum Fressen gern haben. Ulmen senden Durftstoffe aus, die Wespen anlocken, sobald ein Ulmenblattkäfer ein Ei auf ihren Blättern ablegt. Die Wespen fressen die Käfer - und mit dem Eierlegen ist Schluss.
Waffenarsenal im Blatt: Die Tabakpflanze
Die Tabakpflanze bietet gleich ein ganzes Waffenarsenal auf, um ihren zahlreichen Fressfeinden einzuheizen. Zuerst einmal versucht sie es mit Nikotin. Nikotin ist giftig und wirkt auf viele Insekten tödlich. Nicht aber auf die Raupen des Tabakschwärmers, der seine Eier gerne auf Tabakpflanzen ablegt. Völlig unbeeindruckt vom Nikotin fressen sich die Raupen nach dem Schlüpfen an den Blättern satt. Und mehr noch: Sie reichern das Nikotin in ihrem Körper an und werden auf diese Weise selbst zum Giftcocktail - genau wie der Wolfsmilchschwärmer auf der Wolfsmilch.
Schlacht auf dem Tabakblatt
Doch die Tabakpflanze gibt nicht auf: Neben dem Nikotin produziert sie auch Proteine, die die Verdauung der Raupen stören. Diese sollen glauben, sie seien satt und mit dem Fressen aufhören. Doch das funktioniert längst nicht bei allen Raupen. Deshalb ruft die Pflanze als Letztes die Wespenarmee: Mit Duftstoffen lockt sie eine bestimmte Wespenart an, die ihre Eier in die Raupen legt. Damit hat die Pflanze wieder ein paar Angreifer besiegt. Ein großer Rest der Tabakschwärmer schafft es aber trotzdem, sich zu verpuppen und zum Schmetterling zu werden. Der legt dann erneut Eier, aus denen wieder Raupen schlüpfen - und die Schlacht auf dem Tabakblatt geht von vorne los.
Autsch - Brennesseln!
Die Wehrhaftigkeit der Brennnessel hast du bestimmt schon zu spüren bekommen. Wie die Brennessel mit winzigen Härchen große Wirkung erzielt, kannst du hier lesen: