Lexikon
Der Star unter den Singvögeln
Stare können kreischen wir ein Bussard, zirpen wie eine Meise, klingeln wie ein Handy oder bellen wie ein Hund. Sie brüten bei uns in Baumhöhlen oder Nistkästen. Doch eine aktuelle Zählung hat ergeben: Die schrägen Vögel werden seltener. Der Star ist Vogel des Jahres 2018.
Bussardgeschrei und Klingelton: Der Star hat`s drauf!
Wenn es unter Singvögeln einen Musikpreis gäbe, dann würde der Star ihn abräumen. Nicht für seinen melodischen Gesang - diesen Preis bekämen sicher Amsel oder Nachtigall. Aber in der Abteilung "Coversongs" liegt er ganz klar vorn. Stare können die Rufe anderer Vogelarten täuschend echt nachahmen. Wenn Stare in Dörfern oder Städten brüten, lernen sie auch menschliche Geräusche. Sie klingeln wie ein Handy, klappern wie eine schlagende Autotür oder ahmen die Geräuschkulisse eines Computerspiels nach.
Schlichtes Federkleid
Beim Federkleid setzt der Star dagegen eher auf schlichte Farben. Meistens trägt er schwarz, verziert mit weißer oder beiger Spitze. Im Frühjahr, wenn er sich für die Brautschau herausputzt, schimmert sein Gefieder grünlich und violett. Also nichts, womit man angeben könnte. Aber wehe, er macht den Schnabel auf. Dann erkennt man, wer er ist: Ein echter Star am Vogelhimmel.
Warum ist der Star so ein Gesangstalent?
Wozu muss ein Vogel klingen wie ein knatternder Motorroller? Wieso zwitschert er wie ein Zilpzalp oder bellt wie ein Hund? Dafür hat der Star einen guten Grund: Es beeindruckt die Weibchen. Nur wer ausdauernd und abwechslungsreich singt, hat bei den Starenweibchen eine Chance.
War die Brautwerbung erfolgreich, brütet das Starenpaar ab Ende März vier bis acht hellblaue Eier aus. Ihre Nester bauen die Stare in Höhlen - in Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Mauernischen und gerne in Nistkästen. Die kleinen Stare schlüpfen nach knapp zwei Wochen. Schon drei Wochen später ist die Zeit im Nest vorbei und die Jungtiere fliegen aus. Jetzt können sich die erwachsenen Stare wieder um sich selbst kümmern.
Am liebsten gemeinsam: Wenn Stare in Schwärmen fliegen
Im Herbst sieht man Stare häufig in großen Gruppen. Sie sammeln sich, bevor sie in den Süden fliegen. Aber: Viele der heimischen Stare verzichten inzwischen auf die gefährliche Winterreise und bleiben lieber hier. Der Vogel hat sich vom Zugvogel zum Teilzieher entwickelt. Teilzieher sind Vogelarten, von denen nur ein Teil im Winter fortzieht. Zu den heimischen Staren, die geblieben sind, gesellen sich dann auch Gäste aus dem Norden, die hier überwintern. Deshalb kann man die Vögel das ganze Jahr über bei uns beobachten.
Unterwegs im Schwarm
Wenn Stare unterwegs sind, dann oft in Schwärmen - zum Leidwesen von Gartenbesitzern und Obstbauern. Denn Stare lieben Obst - am liebsten frisch vom Baum. Deshalb kannst du im Sommer oft Obstbäume sehen, die in Netze gehüllt sind. Das soll die Früchte vor den hungrigen Vögeln schützen. Dem Star geht damit zwar ein Leckerbissen verloren, aber als Allesfresser findet er auch andere Knabbereien. Stare fressen neben Beeren und Früchten auch Insekten, Spinnen, Regenwürmer oder Schnecken.
Warum wird der Star seltener?
Der Star hat zwei Probleme: Futter und Wohnung. Eigentlich brüten Stare in Baumhöhlen. Doch alte Bäume mit Löchern und Ritzen im Stamm werden immer seltener. Auch Hohlräume an alten Gebäuden nutzt der Star gerne. Wenn alte Häuser abgerissen oder erneuert werden, gehen ihm diese Brutplätze verloren.
Sein größeres Problem ist aber, dass der Star wie viele andere Vögel heute viel weniger Futter findet als früher. Naturschützer machen dafür die intensive Landwirtschaft verantwortlich: Wiesen, Weiden und Hecken verschwinden und machen riesigen Äckern Platz. Dadurch fehlen auch Insekten, Kleintiere und Beeren - den Vögeln geht das Futter aus.
Weil der Star ein Allesfresser und sehr anpassungsfähig ist, gibt es in Deutschland zwar immer noch mehr als drei Millionen Brutpaare, aber noch vor zwölf Jahren waren es mehr als fünf Millionen! Dieser Rückgang alarmiert die Vogelschützer. Naturschützer und Politiker setzen sich jetzt dafür ein, dass sich die Landwirtschaft in Deutschland verändert. Denn : Nur mit einer naturnaher Landwirtschaft geht es auch den Wildtieren gut.