Lexikon
Höhlen - Leben in der Finsternis
Kannst du dir vorstellen, in ständiger Finsternis zu leben? Um dich zu orientieren, müsstest du dich vollkommen auf deine Ohren, deine Nase und deinen Tastsinn verlassen. Es gibt Tiere, für die ein solches Leben ganz normal ist: Höhlentiere leben fast ständig in Dunkelheit. Hier erfährst du mehr über Höhlen und darüber, mit welchen Tricks sich die Tiere an diesen extremen Lebensraum angepasst haben.
Blind und farblos: Der Lurch aus der Höhle
Hübsch ist er nicht und anfassen möchte man ihn schon gar nicht - der Grottenolm ist nicht gerade das, was wir Menschen als niedlich empfinden. Der längliche, schlanke Lurch hat scheinbar keine Augen und ist käseweiß, seine Haut schimmert schleimig. Das alles kümmert den Olm aber nicht, denn dort, wo er lebt, bekommt ihn normalerweise kein Mensch zu Gesicht. Er ist perfekt angepasst an das Leben in dunklen Höhlen.
Leben in ständiger Finsternis
Augen hat der Grottenolm zwar, aber sie liegen unter der Haut verborgen, weil sie nicht gebraucht werden: Der Olm lebt in ständiger Finsternis. Dafür hat er hervorragende Tast- und Geruchchssinne. Käseweiß ist er deshalb, weil seine Haut keine Farb-Pigmente besitzt. Die braucht sie auch nicht, denn der Grottenolm setzt sich niemals der Sonne aus. Und glitschig wirkt seine Haut deshalb, weil sie glatt und feucht ist. Die Tiere leben nämlich in unterirdischen Gewässern.
Trotz strenger Diät uralt
Grottenolme haben erstaunliche Eigenschaften: Sie können 70 (!) Jahre alt werden. Weil unter der Erde die Nahrung knapp ist, müssen sie lange ohne Nahrung auskommen können - drei bis sechs Jahre sollen sie das angeblich schaffen! Grottenolme fressen am liebsten Flohkrebse und Wasserasseln. Natürliche Feinde haben die Lurche nicht - wer sollte ihnen dort unten in der Finsternis auch schon gefährlich werden?
Grottenolme leben übrigens in Südost-Europa, also zum Beispiel in Slowenien und Kroatien. Dort gibt es viele unterirdische Gewässer, weil der Boden aus Kalkgestein besteht, das sehr wasserdurchlässig ist. Man nennt solche Böden "Karst-Böden". In Karst-Regionen gibt es besonders viele Höhlen - in Deutschland zum Beispiel in der Fränkischen Schweiz oder auf der Schwäbischen Alb.
Im Dunklen auf Beutefang: Die Große Höhlenspinne
Sie gehört mit eineinhalb Zentimetern Körperlänge (plus Beine) zu unseren größten heimischen Spinnen: Die Große Höhlenspinne lebt an den Höhlenwänden und macht dort Jagd auf Asseln, Käfer, Tausendfüßer und überwinternde Schmetterlinge. Anders als viele andere Spinnen benutzt sie für den Beutefang nicht ihr Netz, sondern schleicht sich an ihre Opfer heran und schnappt sie sich mit ihren kräftigen Kiefern. Ein Netz knüpft die Spinne aber auch - es dient ihr als Vorratskammer. Dort bewahrt sie die Beute auf, die sie nicht sofort fressen will.
An ihren braun-schwarz geringelten Beinen kann man die Große Höhlenspinne gut erkennen. Ihr Körper ist rotbraun gefärbt und glänzt. Die Große Höhlenspinne ist Spinne des Jahres 2012 und zugleich Höhlentier des Jahres 2012.
Lexikon für Höhlenforscher
Nicht alle Tiere, die die Höhle als Lebensraum nutzen, leben hier dauerhaft. Deshalb unterscheiden Höhlenforscher und Biologen zwischen drei verschiedenen Arten von Höhlenbewohnern:
Subtroglophile
Subtroglophile Höhlenbewohner oder "Höhlengäste" sind Tiere, die die Höhle nur zu bestimmten Zeiten bewohnen. Zu ihnen gehören zum Beispiel die Fledermäuse, die hier überwintern.
Eutroglophile
Eutroglophile Höhlenbewohner sind die Tiere, die sich auch an der Erdoberfläche gerne ins Dunkle zurückziehen, zum Beispiel unter Steinen, Wurzeln oder Baumrinde. Man nennt diese Tiere auch "höhlenliebend". Zu ihnen gehört die Blindschleiche.
Eutroglobionte
Als "eutroglobiont" bezeichnet man die "echten" Höhlentiere - also die, die sich perfekt an das Leben in der Höhle angepasst haben und oberirdisch nicht überleben könnten. Zu diesen Tieren gehört der Grottenolm.