Lexikon
Tierfotograf im Großstadt-Dschungel
Interview mit Sven Meurs
In unseren Städten sind viele verschiedene Tierarten zu Hause - manchmal sogar mehr als auf dem Land rundherum. Oft leben sie so versteckt, dass wir sie gar nicht bemerken. Doch einer ist ihnen auf den Fersen: Tierfotograf Sven Meurs. Mit seinen Bildern von Füchsen in Köln, Bibern in München oder Eisvögeln in Düsseldorf begeistert er die Menschen. Konstantin hat ihn für euch ausgefragt.
Konstantin: Als Tierfotograf musst du ja lange stillsitzen. Ist das nicht tierisch langweilig?
Sven: Doch, manchmal schon. Dann sitze ich stundenlang in einem Versteck bis ich das Tier zu sehen bekomme, das ich fotografieren will. Um das Foto mit dem Fuchs vor dem Bagger zu machen, musste ich 260 Stunden lang warten. Die Füchse habe ich nur ab und zu gesehen.
Konstantin: Was machst du denn die ganze Zeit? Kannst du Musik hören oder mit dem Handy spielen?
Sven: Bloß nicht! Genau in dem Moment zeigt sich dann ein Tier und ich kriege es nicht mit. Ist mir schon passiert. Einmal habe ich tagelang gewartet, um einen Biber zu fotografieren. Als er dann tatsächlich vor meiner Nase vorbeischwamm, war ich gerade dabei, eine Nachricht zu schreiben. Da hab ich den Moment verpasst. Sowas passiert, wenn man sich ablenken lässt. Ich mache lieber Yoga, meditiere oder genieße einfach die Ruhe in der Natur. Irgendwas ist da ja auch immer los - man kann zum Beispiel Vögel oder Insekten beobachten.
Konstantin: Das kann dann ja ziemlich lange dauern - nimmst du dir Picknick mit?
Sven: Tja, das ist auch so eine Sache. Schwierig. Ich will ja nicht mit Papiergeknister die Tiere verscheuchen. Meist packe ich mir etwas in eine Brotdose und versuche, ganz leise zu essen. Trinken ist noch schwieriger. Dann muss man nämlich zwischendurch auf's Klo. Das ist dann richtig blöd, wenn sich gerade ein Tier zeigt.
Konstantin:Was sagen denn eigentlich die Leute, wenn sie dich hinter einem Gebüsch hocken sehen?
Sven: Die meisten sehen mich nicht, denn ich bin ja gut versteckt. Manchmal sprechen mich auch Leute an und sind interessiert an dem, was ich mache. Das ist dann sehr nett, aber für die Fotos eher schlecht - die Tiere kommen dann ja erstmal nicht raus. Selten passiert es auch, dass ich Leute aus Versehen erschrecke. Die gucken dann ziemlich komisch, wenn sie mich im Tarnanzug entdecken.
Konstantin: Du wohnst ja in Köln und kennst dort bestimmt viele Tierverstecke. Wie findest du in anderen Städten die Tiere?
Sven: Das ist gar nicht so schwer. Ich schaue vorher auf die Karte und suche Stellen, an denen Tierverstecke sein könnten, zum Beispiel Friedhöfe oder alte Industriegelände. Meistens finde ich dann dort auch die Tiere. Oder ich frage die Leute, die dort wohnen und schaue im Internet, ob jemand etwas geschrieben hat. Manchmal finde ich die Tiere ganz zufällig. Bei einer Autobahnfahrt habe ich mal ein ganzes Rudel Hirsche direkt neben der Straße gesehen. Später bin ich zu der Stelle zurück gegangen, habe mich dort versteckt und siehe da - die Hirsche waren jeden Abend zur selben Zeit dort. Glück gehabt!
Konstantin:Was war dein schönstes Erlebnis als Tierfotograf?
Sven: Oh, da gibt es Einige! Aber das beste war wohl das mit der Fuchsfamilie. Auf dem Gelände, wo ich den Fuchsbau letztes Jahr entdeckt hatte, war dieses Jahr plötzlich eine Baustelle. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass die Füchsin noch dort ist. Trotzdem habe ich mich auf die Lauer gelegt. Plötzlich, eines Abends, taucht sie mitten zwischen den Baufahrzeugen auf - mit drei Welpen. Das war das Schönste!