Lexikon
Gelber Frauenschuh
So sieht sie also aus: Eine unserer seltensten, aber begehrtesten Wildblumen. Sie heißt "Gelber Frauenschuh" und Blumenfreunde bezeichnen sie als "prächtigste heimische Orchidee". Der Gelbe Frauenschuh wächst in lichten Laub- und Mischwäldern - eigentlich. Tatsächlich gibt es ihn in Deutschland aber nur noch an wenigen Stellen.
Lichte Mischwälder und Böden mit viel Kalk mag der Gelbe Frauenschuh am liebsten. Dann wächst er in Büschen bis zu 60 Zentimeter hoch, mit kräftigen Blättern und großen Blüten. Doch es gibt zwei Dinge, die der Pflanze das Leben schwer machen: Übereifrige Hobbygärtner und manche Waldbesitzer.
Sammlerpech
Mancher Hobbygärtner hätte gerne einen Gelben Frauenschuh im Garten. Obwohl es streng verboten ist, werden zur Blütezeit immer wieder Blumen ausgegraben und mitgenommen. Leider merken die Blumensammler zu spät, dass das keine gute Idee ist: Alle Orchideenarten sind nämlich auf ganz bestimmte Bodenpilze angewiesen, sonst können sie nicht keimen. Da die Pilze im Garten nicht vorkommen, wächst im Frühjahr im Garten auch keine neue Orchidee. Pech für den Sammler - aber auch für die Orchideen. Denn je mehr Blumen im Wald ausgegraben werden, desto weniger können sich erfolgreich vermehren.
Problem Waldwirtschaft
Ein noch viel größeres Problem für den Frauenschuh ist aber eine zu intensive Waldwirtschaft. Denn wenn zu viele Bäume zu eng nebeneinander gepflanzt werden, dann wird der Wald zu dicht und auf dem Waldboden kommt zu wenig Licht an. Für die Orchidee wird es dann höchste Zeit, sich eine neue Wohnung zu suchen. Sie bildet keine Blüte mehr und nach wenigen Jahren ist sie verschwunden.
Aus der Trickkiste der Orchideen
Eigentlich ist es ziemlich schade, dass der Frauenschuh so selten ist, denn seine Blüte ist ein besonders gutes Beispiel für die Trickkiste der Orchideen: Das auffällige gelbe Blütenblatt, das geformt ist wie ein Pantoffel und der Blume ihren Namen gegeben hat, ist nämlich eine Insektenfalle. Von innen ist das Blütenblatt mit einem feinen Ölfilm überzogen und spiegelglatt. Setzt sich ein Insekt darauf, rutscht es in den Blütenkelch hinein und kommt nicht wieder heraus - jedenfalls nicht durch den Haupteingang. Die Blüte hat aber einen Hinterausgang - und der führt (welch Zufall!) genau an denjenigen Blütenteilen vorbei, die für die Vermehrung zuständig sind. Sozusagen im Vorbeigehen bestäubt das Insekt die Blume und nimmt dabei neue Pollen auf. Bei der nächsten Frauenschuh-Blüte fällt es natürlich wieder auf denselben Trick herein - und gibt die Pollen weiter.