Lexikon
Leben im Fluss
Fluss ist nicht gleich Fluss. Jeder Fluss hat seine Besonderheiten und seine eigene Tier- und Pflanzenwelt. Doch neben den Unterschieden gibt es auch typische Gemeinsamkeiten: Jeder Fluss besteht aus mehreren Regionen.
Wo der Fluss noch jung ist: Quelle und Oberlauf
In der Quellregion eines Flusses können nur wenige Tierarten leben. Dort ist das Wasser sehr kalt und enthält wenig Nährstoffe. Die Tiere und Pflanzen, die hier leben, haben sich an diese Lebensbedingungen angepasst. Sie sind besonders spezialisiert und kommen nur hier vor.
Forellenregion
Kurz unter der Quelle beginnt die "Forellenregion". Auch hier wird das Wasser selten wärmer als 10°C und enthält viel Sauerstoff, aber wenige Nährstoffe. Hier leben einige Fischarten, die mit dem kalten, nährstoffarmen Wasser gut zurecht kommen. Die Bachforelle hat dieser Region ihren Namen gegeben. Sie liebt kaltes, sauerstoffreiches Wasser und lebt von Insekten, die auf das Wasser fallen.
Äschenregion
Bald lässt das Gefälle im Fluss nach und der Fluss fließt langsamer. Diese Region nennt man „Äschenregion“ - benannt nach dem Fisch "Äsche". Auf den Kies- und Sandbänken im klaren Wasser legen Fische ihre Eier ab - wie zum Beispiel der Lachs und die Barbe.
Jetzt wird's gemütlich: Der Fluss im Mittellauf und Unterlauf
endwann verlässt der Fluss die Bergregionen und kommt im Tiefland an. Hier ist das Strömungsgefälle nicht mehr groß, das Wasser strömt nur noch gemächlich dahin und es erwärmt sich immer mehr. Er hat nun die „Barbenregion“ erreicht. Hier im Mittellauf wird das Wasser häufig bis zu 20°C warm. Es enhält mehr Nährstoffe und weniger Sauerstoff. Neben der Barbe gibt es hier auch Hechte, Zander, Aale und Flussbarsche. Auf Sandbänken wachsen viele Wasserpflanzen und das Wasser ist nicht mehr ganz so klar.
Brassenregion
Im Unterlauf, kurz vor der Mündung ins Meer, beginnt die„Brassenregion“. Das ist der artenreichste Flussabschnitt. Im fast gefällefreien Gelände schlängelt der Fluss sich träge dahin. Er hat nun viele Nährstoffe aufgenommen und neigt dazu, alle paar Jahre sein Bett zu verlassen, um sich ein neues daneben zu graben. In naturnahen Flusslandschaften entsteht dadurch eine vielfältige Auenlandschaft, die häufig überschwemmt wird. Hier gibt es Biber, Fischotter, Kröten und Frösche, die zum Laichen in die ruhigen Seitenarme des Flusses kommen.
Süß oder salzig: Wenn der Fluss ins Meer mündet
Den Schlusspunkt setzt die „Kaulbarsch- oder Flunderregion“. Das ist die Mündungsregion des Flusses, in der sich das mitgeführte Süßwasser mit dem salzigen Meerwasser vermischt. Es entsteht Brackwasser.
Ganz spezieller Lebensraum
Auch dieser Lebensraum ist ein ganz spezieller, weil es nicht viele Lebewesen gibt, die mit solchen Verhältnissen zurechtkommen. Ihr Stoffwechsel muss so flexibel sein, dass sie sowohl Süßwasser als auch Salzwasser vertragen können. Das können nicht viele Arten. Einige Fischarten, die diese unsichtbare Grenze regelmäßig überschreiten, sind Kaulbarsch, Stör, Meerforelle, Lachs, Hecht, Aal und Dreistachliger Stichling.
Bundesprogramm Blaues Band beschlossen
In einem natürlich fließenden Fluss sind die verschiedenen Regionen gut zu sehen. Doch häufig sind vor allem die Mittel- und Unterläufe der größeren Flüsse in Deutschland nicht mehr naturnah: Sie wurden eingedeicht und befestigt, um sie besser schiffbar zu machen. In der Verwaltungssprache heißen solche Flüsse "Bundeswasserstraßen". Hier sind die natürlichen Flusslandschaften weitgehend verschwunden. Doch das soll sich jetzt ändern: Die Bundesregierung will einen Teil der Bundeswasserstraßen wieder in ihren natürlichen Zustand versetzen - insgesamt 2800 Flusskilometer. So steht es im "Bundesprogramm Blaues Band", das jetzt beschlossen wurde.