Lexikon
Wildkatzen
Wilde Streuner in einsamen Wäldern
Wildkatzen sind selten, scheu und schwer zu entdecken. Trotzdem haben Forscher schon viel über sie herausgefunden. Die Katzen gehen den Wissenschaftlern buchstäblich auf den Leim.
Wildkatzen gehen Forschern auf den Leim
Mindestens 512 richtige Wildkatzen gibt es in Deutschland. Das haben Biologinnen und Biologen ganz genau gezählt. Sie können so sicher sein, weil sie die Haare der Tiere untersucht haben. Die haben viele freiwillige Helfer an sogenannten "Lockstöcken" gefunden. Das sind Holzlatten, die von den Forschern mit Baldrian besprüht werden. Diesen Duft finden die Wildkatzen unwiderstehlich und reiben sich daran. Dabei bleiben Haare aus ihrem Fell am Holz hängen.
Die Forscherinnen und Forscher können genau ermitteln, welche Haare zu welchem Tier gehören und haben zum Beispiel herausgefunden, dass die Katzen in unseren Wäldern richtige Wildkatzen sind - also keine verwilderten Hauskatzen und auch keine Nachkommen von Wildkatzen und Hauskatzen. Das ist eine sehr wichtige Information, denn früher hatte man befürchtet, dass sich Wildkatzen längst mit streundenden Hauskatzen gepaart haben könnten. Dann gäbe es irgendwann in Deutschland keine echten Wildkatzen mehr. Nun ist klar: Diese Sorge ist unbegründet.
Unsere Wildkatzen sind wirklich wild!
Wirklich zählen konnten die Forscher bisher nur diejenigen Wildkatzen, deren Haare sie zuordnen konnten. Wahrscheinlich gibt es in Deutschland aber viel mehr dieser scheuen Tiere - sehr wahrscheinlich bis zu 7000 Tiere. Die meisten Wildkatzen leben in der Eifel, im Hunsrück und im Weser-Leine-Bergland. Um mehr über die Tiere herauszufinden, müssen Biologinnen und Biologen viele kleine Indizien sammeln. Aus dem, was die Wissenschaftler inzwischen über Wildkatzen wissen, haben sie dann Rückschlüsse darauf gezogen, wie viele Tiere es insgesamt sein müssten.
Was in den Genen steht
Die Katzenhaare an den Lockstöcken sind für die Biologen deshalb so wertvoll, weil sie eine sehr genaue Informationsquelle sind: Mit einer sogenannten "Genanalyse" kann man fast alles Wichtige über die Tiere herausfinden. In den Genen steht nämlich zum Beispiel, welche Katzen untereinander verwandt sind. So konnten die Forscher feststellen, dass unsere heimischen Wildkatzen keine Nachkommen von Hauskatzen sind, aber auch, dass sich Wildkatzen aus bestimmten Regionen noch nie untereinander gepaart hatten. Daraus schließen die Forscher, dass es zwischen den Lebensräumen der Wildkatzen Hindernisse gibt, die sie nicht überwinden können.
Hilfe für die Wildkatzen
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte eine gute Idee, um den Wildkatzen bei der Ausbreitung zu helfen: Viele freiwillige Helferinnen und Helfer pflanzten in ganz Deutschland Tausende Büsche und Bäume zwischen größeren Wäldern, damit die Katzen unbemerkt vom einen Wald in den nächsten gelangen können. So hat sich die Wildkatze in den letzten Jahren in Deutschland weiter ausgebreitet und wird in immer mehr Bundesländern heimisch.
Mehr über die Wildkatze
Wildkatzen leben sehr versteckt. Sie kommen in großen Waldgebieten vor und gehen dem Menschen aus dem Weg. Sie jagen vor allem Mäuse und Ratten, aber auch Kaninchen und Vögel. Von Januar bis März paaren sich die Wildkatzen. Nach neun Wochen bringt das Weibchen im April oder Mai vier bis sechs Junge zur Welt. Die Kleinen werden sechs Wochen lang gesäugt. Nach drei Monaten folgen sie ihrer Mutter durch das Revier und lernen alles, was sie für die Jagd wissen müssen. Schon mit fünf Monaten müssen sich die jungen Wildkatzen ein eigenes Revier suchen.