Lexikon
Rückkehr der Biber
Die Heimkehr der Holzfäller – Biber als Landschaftsgestalter
Es gibt kein ein anderes Tier in Deutschland, das so konsequent die Landschaft nach seinen eigenen Vorstellungen gestaltet, wie der Europäische Biber (Castor fiber). Zu diesem Zweck zerlegt er fachgerecht sogar größere Bäume, indem er die Stämme kreisrund umnagt, bis der Baum stürzt. Dabei kontrollieren sie geschickt sogar die Fallrichtung. Dann werden die Äste und Zweige fachgerecht zerlegt, vom Stamm getrennt und für den Dammbau verwendet. Außerdem bauen Biber meist direkt am Ufer eine Biberburg. Das ist ein Reisig- und Ast-Haufen, der beträchtliche Ausmaße haben kann. Den Eingang in die Burg graben sie mit ihren kräftigen Klauen von unten her. Dabei sorgen sie dafür, dass der Eingang unsichtbar unter Wasser in der Uferwand liegt. Mit einer stetig wachsenden Dammanlage sorgen Biber außerdem dafür, dass durch den Rückstau sich der Wasserstand immer weiter erhöht. So kann es bei kleinen Fließgewässern zu einer seeartigen Erweiterung kommen. Es besteht kein Zweifel: Durch seine rastlose Bautätigkeit verändert sich die Landschaft um ihn herum, wobei er die Lebensverhältnisse für sich - sein Habitat - ständig optimiert und anpasst. Das sind vorausschauende, zukunftsgerichtete Handlungen und Fähigkeiten, die normalerweise dem Menschen zugeschrieben werden. Diese vom Biber neu geschaffenen Lebensräume bieten dann auch anderen Tieren Möglichkeiten, sich zu entfalten.
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Lebensweise des Bibers
Biber sind gesellige Tiere und leben in größeren Familienverbänden. Sie leben stets am und im Wasser größerer Seen oder kleiner und großer Fliessgewässer. Wichtig sind für sie Auenbereiche mit hohem Weichholzanteil (wie Birken, Erlen, Pappeln, Weiden). Sie gehören in die Säugetierordnung der Nagetiere (Rodentia) und sind deren größte Vertreter (bis 80 cm Länge) in Deutschland. Biber leben konsequent vegetarisch, wobei sie neben Baumrinde und Grünzeug auch bevorzugt Faserholz verwerten. Nicht viele Tierarten sind in der Lage, derart hartes Pflanzenmaterial (Cellulose) zu verdauen. Bakterien helfen den Bibern bei der komplizierten Verdauung solch harter Brocken. Für die Biber hat das den Vorteil, dass sie auch im Winter, wenn es keine frischen Triebe und kein Blattgrün gibt, ausreichend Nahrung finden.
Nutzen und Schaden des Bibers
Es ist eine schlechte menschliche Angewohnheit: Was ihm in unserer Umwelt von Nutzen ist, nimmt er sich einfach, und was ihm schadet, versucht er mit Stumpf und Stiel auszumerzen. Das wurde auch den heimischen Biberbeständen in Deutschland zum Verhängnis. Einerseits wird Meister Bockert wegen seines Fleißes verehrt. Andererseits wurde er aber auch wegen seines wasserdichten und weichen Fells und seines schmackhaften Fleischs gnadenlos gejagt, wobei es wegen seiner Standorttreue nicht besonders schwer war, ihn zu erbeuten. Er wurde aber auch als Schädling verfolgt, weil er an den Gewässern oftmals die Pläne der Menschen durchkreuzte, die Dämme, Häuser und Trinkwasserleitungen bauten und Mühlen- oder Bewässerungsgräben zogen, wobei die Biber störten. Das führte nach und nach dazu, dass in Europa Biber immer seltener wurden. Ein letztes Refugium für die letzten deutschen Biber war in den 1980iger Jahren das UNESCO-Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“, welches heute fast die gesamte Flusslandschaft der Mittelelbe in Deutschland umfasst. Der Biber steht heute unter strengem Artenschutz und inzwischen gibt es an vielen geeigneten Stellen Deutschlands Wiederansiedlungsprojekte.
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Erfolge im Naturschutz
Im Oktober 1981 ließ die Forstbehörde Rheinland im Hürtgenwald in der Nordeifel die ersten von insgesamt zwölf Bibern frei. Damit war der entscheidende Schritt eines in mancherlei Hinsicht bemerkenswerten Wiederansiedlungsprojekts getan. Nun leben heute wieder rund 300 Biber in der Nordeifel und den angrenzenden Tiefländern – Tendenz zunehmend. Dass das Wiederansiedlungsprojekt Biber in der Eifel ein derartiger Erfolg wird, war vor knapp 30 Jahren nicht einmal ansatzweise abzusehen. Auch am Rhein haben sich nun wieder Biber angesiedelt. Diese Wiedereinbürgerungserfolge in den vergangenen Jahrzehnten haben dazu geführt, dass der Grad der Gefährdung in der Roten Liste für Tiere auf nur noch „Gering gefährdet“ heraufgestuft werden konnte. Meister Bockert geht es also wieder gut in Deutschland.