Lexikon
Stockwerke des Waldes
Unsere heimischen Laubwälder sind wie ein Haus mit mehreren Stockwerken aufgebaut. Die fünf Stockwerke des Waldes heißen Wurzelschicht, Bodenschicht, Krautschicht, Strauchschicht und Baumschicht.
Die Stockwerke entstehen durch die unterschiedliche Höhe der Pflanzen. Jede Schicht hat ihre eigenen Bewohner. Die Wurzelschicht ist der Keller des Hauses, die Bodenschicht das Erdgeschoss. Darauf folgt der erste Stock, die so genannte Krautschicht. Der zweite Stock ist die Strauchschicht und das Dachgeschoss heißt Baumschicht.
Der Keller: Die Wurzelschicht
Der "Keller" des Waldes reicht bis zu fünf Meter in die Tiefe. Hier wurzeln die Bäume und anderen Pflanzen des Waldes. Auch das Wurzelgeflecht der Pilze durchdringt hier den Waldboden. Zwischen den unterirdischen Wurzeln graben Mäuse und Füchse ihre Tunnel und Baue. Typische Bewohner der Wurzelschicht sind zum Beispiel Tausendfüßer und Regenwürmer. Einige Insektenarten, Schlangen, Kröten und Molche aus der Bodenschicht überwintern in der Wurzelschicht. Sie graben sich im Boden ein und verbringen die kalten Monate in einer Kältestarre.
Das Erdgeschoss: Die Bodenschicht
Die Bodenschicht wird von Moosen, Flechten, den Fruchtkörpern der Pilze und herabgefallenen Nadeln und Blättern gebildet. Die Nadeln und das Laub werden von Pilzen und Kleinstlebewesen zu Humus zersetzt. In der Bodenschicht wachsen auch kleine Blütenpflanzen wie Sauerklee und Haselwurz. Außerdem bietet sie auch vielen Insekten, Spinnen und Reptilien einen Lebensraum. Hier tummeln sich Eidechsen, Salamander, Schneckjen und viele verschiedenen Insektenartten. Auch kleine Säugetiere wie Mäuse und Igel gehen hier auf Nahrungssuche.
Der erste Stock: Die Krautschicht
Der erste Stock - die Krautschicht - wird aus Gräsern, Farnen, Kräutern und Blütenpflanzen gebildet. Diese Schicht erstreckt sich ungefähr bis in 1,50 Meter Höhe. Hier kann man zum Beispiel Schmetterlinge und ihre Raupen, Bienen, Käfer und in der Dämmerung auch Glühwürmchen beobachten. Die Pflanzen in der Krautschicht dienen ihnen als Nahrungsquelle.
Licht- oder Schattenwald?
Auf Lichtungen oder an Stellen, wo Kiefern oder Birken wachsen, ist die Krautschicht üppiger, da diese Baumarten mehr Licht auf den Waldboden lassen. In sogenannten Schattenwäldern wachsen am Boden weniger Pflanzen, denn Bäume wie zum Beispiel die Buchen haben sehr dichtes Laub, so dass im Sommer kaum noch Sonnenstrahlen bis zum Boden vordringen können.
Tricks der Frühblüher
Frühblüher wie Buschwindröschen und Scharbockskraut können in Buchenwäldern trotzdem gedeihen, denn sie haben einen Trick: Sie blühen im frühen Frühjahr, noch bevor die Bäume Blätter tragen und ein geschlossenes Blätterdach den Boden abdunkelt. Im Frühling bilden diese Pflanzen richtige Blütenteppiche im Buchenwald. Für Insekten sind sie sehr wichtig, denn sie liefern ihnen den ersten Nektar des Jahres.
Der zweite Stock: Die Strauchschicht
Über der Krautschicht befindet sich die Strauchschicht. Sie erstreckt sich bis in eine Höhe von etwa fünf Metern.
Unterschlupf und Nahrung
In der Strauchschicht findet man viele Sträucher wie Haselnuss, Weißdorn und Holunder. Hier finden zum Beispiel Rehe Unterschlupf vor ihren Feinden und Vögel bauen ihre Nester. Dort können sie sich verstecken und werden durch die Dornen der Sträucher geschützt. Die Strauchschicht dient vielen Tieren außerdem als Nahrungsquelle. Früchte wie Vogelbeeren, Holunderbeeren, Hagebutten, Schlehen, Himbeeren, Brombeeren oder Haselnüsse liefern wertvolle Energie. In den Blüten steckt Nektar für die Insekten.
Natürlicher Waldrand
Je mehr Licht den Waldboden erreicht, um so dichter und üppiger ist auch die Strauchschicht ausgeprägt. Das erkennst du zum Beispiel auf Lichtungen. Auch am Waldrand wachsen Sträucher und bilden dort einen natürlichen Übergang zwischen Wald, Wiesen und Feldern.
Das Dachgeschoss: Die Baumschicht
Das oberste Stockwerk des Waldes ist die Baumschicht oder Kronenschicht. Sie bildet das Dach des Waldes. Unsere höchsten heimischen Bäume sind die Eschen. Sie können mehr als 40 Meter hoch werden. Weitere Laubbäume unserer Wälder sind Eichen, Buchen, Ahorn oder Birken. Zu den Nadelbäumen gehören zum Beispiel Tannen, Fichten und Kiefern.
In den Baumkronen zu Hause
Das Dach des Waldes mit seinen Baumkronen ist Lebensraum vieler Waldtiere. Es bietet seinen tierischen Bewohnern Schutz vor Regen und Sonne. Hier leben Eichhörnchen, Baummarder und viele Vogelarten wie Eichelhäher, Zilpzalp, Kleiber und Kreuzschnabel. Eulen und andere Greifvögel nutzen die Bäume als Spähposten für Jagdflüge, als Nist- und Brutplätze.
Leben im Baumstamm
Auch die Stämme der Bäume bieten vielen Tierarten ein Zuhause. Der Specht zum Beispiel nutzt Baumhöhlen, um dort seine Jungen aufzuziehen. Andere typische Baumhöhlenbewohner sind Fledermäuse, Baummarder und Siebenschläfer. Unter der Baumrinde leben viele verschiedene Insektenarten.
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