Lexikon
Schafe
Hüter der biologischen Vielfalt
An der deutschen Nordsee-Küste gehören Schafe zur Landschaft wie Deiche und Watt. Sie halten dort das Gras auf den Deichen kurz - besser als jeder Rasenmäher. Doch nicht nur an der Nordsee werden Schafe für die Pflege der Landschaft eingesetzt. In der Lüneburger Heide sorgen die Schafe dafür, dass die Heide nicht zum Wald wird und in der Rhön halten sie die zahlreichen Wiesen frei von Gebüsch. In diesen Regionen übernehmen die Schafe eine wichtige Aufgabe: Sie erhalten die biologische Vielfalt.
Schafe fressen für ihr Leben gerne frisches Grünzeug. Deshalb kann man sie überall dort futtern lassen, wo am Ende nur noch kurze Halme und niedrige Pflanzen stehen sollen. Alles, was jung und frisch ist, wird abgefressen. Die sanften Tiere eignen sich deshalb hervorragend als biologische Rasenmäher.
Was das mit der biologischen Vielfalt zu tun hat? Magere Wiesen und Heiden sind besonders wertvolle Lebensräume, denn hier leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Wenn solche Landschaften aber nicht regelmäßig gepflegt werden, dann wachsen Büsche und Bäume - und in wenigen Jahrzehnten ist von den Wiesen und Heiden nichts mehr übrig. Genau das erledigen die Schafe: Sie fressen die jungen Triebe der Büsche und Bäume und verhindern so, dass diese größer werden.
Auf den Deichen haben die Schafe noch eine zusätzliche Aufgabe: Mit ihren Hufen treten sie die Erde fest, so dass der Deich bei Hochwasser besser standhalten kann.
Welchen Tieren und Pflanzen kommt der Schafs-Mäher zugute?
Viele Tiere haben sich über Jahrhunderte an die von den Landwirten geschaffene Landschaft angepasst. Auf Äckern und Wiesen jagen Feldlerchen und Spatzen nach Insekten, Wiesenweihe und Milan nach Mäusen und anderen kleinen Säugetieren. Hasen und Rehe gehen auf den Feldern auf Nahrungssuche. Doch in den letzten 30 Jahren hat sich die Landwirtschaft stark verändert und viele Tiere haben es nicht geschafft, sich rechtzeitig anzupassen. Manche von ihnen sind seltener geworden, einige wenige sogar vom Aussterben bedroht.
Auf die Wiesen und Heideflächen, die von den Schafen gepflegt werden, konnten sich manche seltene Tierarten zurückziehen. Denn dort finden sie auch heute noch genügend Nahrung und Unterschlupf - wie schon seit Jahrhunderten. Auch seltene Pflanzen können hier ungestört wachsen. Damit das auch so bleibt, sind die Lüneburger Heide und die Region "Rhön" im Süden von Hessen und Thüringen unter besonderen Schutz gestellt worden. Damit soll sichergestellt werden, dass die Landschaft auch in Zukunft schonend gepflegt wird - von den Schafs-Mähern.