Lexikon
Bitterlinge - Die Unglaublichen
Ein eingespieltes Team: Bitterlinge und Teichmuscheln
Wenn sich ein Bitterlingsmännchen mit einem Weibchen paaren möchte, dann sucht es sich zuerst eine Muschel aus. Mit dem unscheinbaren Schuppenkleid ist jetzt Schluss: Prächtig gefärbt mit rötlichem Bauch und roter Afterflosse wirbt das Männchen um die Weibchen. Sein Ziel: Es will ein Weibchen zu seiner Muschel locken. Und warum? Weil Bitterlinge ihre Eier in Bach- und Teichmuscheln ablegen. Mit einer langen Legeröhre platziert das Weibchen einige Eier genau zwischen den Kiemen der Muschel. Dort werden sie auch vom Männchen befruchtet. Der Platz ist gut gewählt: Zwischen den harten Muschelschalen sind die kleinen Bitterlingslarven vor Feinden gut geschützt. Rund zwei bis vier Wochen bleiben sie erstmal, wo sie sind.
Was hat die Muschel davon?
Nach dem Motto "Wie du mir, so ich dir" nutzt die Muschel die kleinen Larven als Taxi für ihren eigenen Nachwuchs. Kaum sind die Bitterlingslarven geschlüpft, heften sich winzige Muschellarven an die Mini-Fische. Wenn die kleinen Bitterlinge ausschwimmen, nehmen sie die Muschellarven mit und verteilen sie im See. So kann der Muschelnachwuchs Orte im Gewässer besiedeln, an die er ohne die Hilfe der Fisch-Taxis nicht gelangt wäre.
Symbiose: Zusammenarbeit zwischen Arten


Was Bitterling und Teichmuschel hier machen, nennt man "Symbiose". Das bedeutet, dass zwei Lebewesen voneinander abhängig sind - und zwar so, dass beide Nutzen davon haben. Die Bitterlinge haben sich im Laufe der Evolution sogar so stark an die Muschel angepasst, dass sie sich ohne sie nicht mehr vermehren können.
Die Kehrseite der Medaille
Doch diese Abhängigkeit hat zwei Seiten: Wenn genügend Muscheln da sind, dann gibt es auch viel Bitterlings-Nachwuchs. Denn im Schutz der Muschel werden aus den meisten Larven auch Fische. Teich- und Flussmuscheln sind bei uns jedoch selten geworden, denn sie reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Wenn Gewässer ausgebaut werden, können ganze Muschelbestände aussterben. Auch die Verschmutzung der Gewässer ist ein Problem. Da Muscheln das Wasser filtern, um an Nahrung zu gelangen, lagern sich in ihrem Körper besonders viele Schadstoffe an. Der Rückgang der Muscheln hat dazu geführt, dass auch der Bitterling bei uns selten geworden ist.