Lexikon
Tierforscher im Portrait - Norbert Tenten
Der Krötenfreak
Platsch - der weiße Plastikeimer klatscht auf die Wasseroberfläche. Durch die Löcher an der Seite dringt schnell Wasser ein und der Eimer versinkt. Nach wenigen Sekunden ist nur noch der Deckel zwischen den Seekannen zu sehen. Ob Norbert heute Jagdglück hat?
Auf der Suche nach dem Froschkönig
Norbert Tenten ist Biologe und Fachmann für Amphibien - also für Kröten, Frösche und Co. Er steht auf einem Steg am Teich der Biologischen Station Haus Bürgel am Rande von Monheim in dem Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Wenn Norbert wissen will, ob in einem Gewässer Amphibien vorkommen, dann schmeißt er einen Eimer ins Wasser. Aber nicht irgendeinen. Dieser Eimer hier ist besonders präpariert und wird "Molchreuse" genannt. Hälse von Plastikflaschen ragen innen hinein und durch die gebohrten Löcher in der Eimerwand kann das Teichwasser eindringen. Oben hat der Eimer einen Schwimmring, damit er nicht bis zum Boden versinkt. Durch die Flaschenhälse geraten die Tiere in die Reuse - aber finden nicht wieder raus. Wenn Norbert die Reuse am nächsten Morgen aus dem Teich zieht, hat er mit etwas Glück einige Tiere gefangen. Besonders genau ist diese Methode natürlich nicht, aber sie ist gut für einen ersten Eindruck vom Gewässer.
Will Norbert es ganz genau wissen, dann müssen er und seine Mitarbeiter sich mehr Arbeit machen und das ganze Gewässer zur Paarungszeit im Frühjahr mit einem Krötenzaun absperren. Vor dem Krötenzaun werden Eimer in die Erde gegraben. Wenn die Amphibien bei ihrer Wanderung zum Wasser auf der Suche nach einem Durchschlupf am Zaun entlang laufen, plumpsen sie irgendwann in einen der Eimer. Am Morgen muss der Biologe die Tiere dann nur noch aus den Eimern sammeln und zählen.
Jedes seltene Tier, das Norbert entdeckt, trägt er mit dem genauen Fundort in eine Karte ein. Das nennt man "kartieren". Wenn die Fundorte bekannt sind, kann man die Tiere besser schützen - zum Beispiel, indem dort zusätzliche flache Teiche angelegt werden.
Norberts Leidenschaft für Laich
Krötenlaich und Kaulquappen sind Norberts Leidenschaft. "Ich war schon als Kind ein Nerd", sagt der Mann mit Kopftuch und Rastalocken. Während seine Kumpels Comics lasen, machte sich Norbert über Naturkunde-Bücher her. Schon in der Grundschule wusste er, dass er später Biologie studieren will.
Statt Hamster oder Meerschweinchen hält er sich zu Hause seltene Kröten, Molche und Unken. Dafür hat er in seinem Garten zwei Mini-Teiche gebaut. Die haben sogar Glasscheiben, damit er die Tiere unter Wasser beobachten kann. Seltene Kröten im eigenen Garten - ist das nicht verboten? Klar - in Deutschland stehen alle Amphibien unter Schutz. Norbert darf das trotzdem. Er hat eine Sondergenehmigung, damit er die Tiere besser erforschen kann.
Würde er als Biologe lieber Raubkatzen in Afrika untersuchen oder Wale in den Weltmeeren? "Nein", sagt Norbert, "das wäre mir zu weit weg". Ihn interessieren die Wildtiere vor seiner Haustür. Sein ganzes Leben lang ist er durch die Natur gestreift. Heute macht er das immer noch - hauptberuflich.