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Lexikon

Moor - Fundgrube für seltene Arten

Schaurig schön ist es im Moor - der Boden quatscht und wabert bei jedem Schritt, oft liegt Nebel über der Landschaft und es riecht irgendwie faulig. Aber andererseits ist das Moor auch faszinierend, denn es ist eine Fundgrube für seltene Tiere und Pflanzen. Wer im Moor lebt, muss erfinderisch sein.

Was ist überhaupt ein Moor?

Ein Moor ist eine Landschaft, deren Boden ständig nass ist - zum Beispiel weil unter dem Moor eine Bodenschicht ist, die kein Regenwasser versickern lässt. Der Boden eines Moores besteht nicht aus Erde, sondern aus abgestorbenen und zusammengepressten Pflanzenteilen. Darunter ist Schlamm. Deshalb wabert auch der Boden so, wenn man drauftritt. Weil es im Boden zu viel Wasser und zu wenig Sauerstoff gibt, können die toten Pflanzen nicht zu Erde zersetzt werden. So wird ihre Schicht mit der Zeit immer dicker. Man nennt diese Schicht "Torf".

Es gibt verschiedene Arten von Mooren: Ein Niedermoor liegt oft in Kuhlen oder Senken. Es wird von Quellwasser oder Grundwasser gespeist und bekommt dadurch mehr Nährstoffe als ein Hochmoor, in dem nur Regenwasser gestaut ist. 

Hochmoore heißen so, weil ihre Torfschicht besonders dick ist. Manche wölben sich richtig nach oben - wie ein voll gesogener Schwamm. Sie werden nur von Regenwasser gespeist und enthalten fast gar keine Nährstoffe. Und trotzdem gibt es Pflanzen, die hier leben können. Aber die sind echt erfinderisch. 

Erfinderische Pflanzen im Moor: Der Sonnentau

Im Moor gibt es kaum Nährstoffe. Das heißt aber nicht, dass die Pflanzen hier verhungern müssten. Sie sind einfach auf andere Ideen gekommen, was die Nahrungsaufnahme angeht. Wie zum Beispiel der Sonnentau. Die Pflanze mit dem schönen Namen frisst Fleisch. Ja, du hast richtig gelesen: Der Sonnentau ernährt sich von Tieren! Wie er das macht? Mit schönem Schein und viel Klebstoff.

Der Sonnentau sondert eine klebrige Flüssigkeit ab, die auf seinen Blättern sitzt. Die Tropfen des Klebers schimmern so schön in der Sonne, dass Insekten davon magisch angezogen werden. Doch sobald sich eine Fliege auf der Pflanze niederlässt, hat sie ihr Schicksal besiegelt: Der klebrige Schleim auf den Blättern hält sie fest und erstickt sie. Dann löst sie sich langsam auf und der Sonnentau saugt einfach alle Nährstoffe aus dem toten Tier. Lecker!

Besondere Tiere im Moor

Die Mooreidechse

Nicht selten, aber ganz besonders ist die Mooreidechse: Sie legt keine Eier, wie andere Eidechsen, sondern bekommt lebendige kleine Eidechsen-Babys. Das ist sehr praktisch, denn so kann sie auch in kühlen Gegenden leben - zum Beispiel hier bei uns im Moor. Andere Echsen lassen ihre Eier von der Sonne ausbrüten. Also leben sie dort, wo viel die Sonne scheint. Nicht so die Mooreidechse. Wenn sie schwanger ist, dann läuft sie der Sonne einfach hinterher und lässt sie sich so oft wie möglich auf den Bauch scheinen.

Der Große Moorbläuling

Dieser Schmetterling ist wie ein Edelstein: Schön und sehr selten. Er hat eine ganz eigene Art, seinen Nachwuchs zu versorgen - oder besser: versorgen zu lassen. Zur Eiablage fliegt der Schmetterling zum Großen Wiesenknopf und legt in jede Knospe ein einziges Ei. Die Raupen, die bald aus den Eiern schlüpfen, ernähren sich von der Blüte, aber wenn es im September kälter wird, dann lassen sie sich einfach auf den Boden fallen. Jetzt kommen die Pflegeeltern ins Spiel: Ameisen! Sie nehmen die Raupen mit in ihre Nester. Dort bleiben die kleinen Schmarotzer bis sie sich im nächsten Frühjahr verpuppen und selbst zum Schmetterling werden.

Die Kreuzotter 

Kreuzottern sind Giftschlangen. Aber keine Angst: Sie brauchen ihr Gift vor allem für die Jagd nach Beute. Wenn man sie nicht bedroht, sind sie für Menschen ungefährlich. Sie sind sehr scheu und meistens kriegst du sie gar nicht zu Gesicht. Solltest du aber doch einmal eine Kreuzotter entdecken, dann beobachte sie ruhig, aber versuche nicht, sie zu fangen. Kreuzottern sind hier bei uns selten und leben in Heidegebieten, an Waldrändern, aber auch im Moor.

Was können Moore für den Klimaschutz tun?

Im Moor werden abgestorbene Pflanzen nicht zersetzt. Deshalb entsteht dort auch kein Kohlendioxid. Wenn man jedoch ein Moor entwässert, dann kommt dadurch auch der Zersetzungsprozess in Gang - große Mengen Kohlendioxid werden frei. Zu viel Kohlendioxid in der Atmosphäre der Erde ist aber die Hauptursache für den Klimawandel.

Wenn man ehemalige Moore wieder bewässert, kann man diesen Prozess stoppen. Die undurchlässige Bodenschicht lässt das Wasser nicht durch und aus einem ehemaligen Acker wird wieder Moor. Das dauert zwar etliche Jahre, aber ein Anfang ist gemacht. 

Das Bundesamt für Naturschutz unterstützt mehrere Großprojekte in Deutschland, bei denen ehemalige Moore wieder vernässt werden sollen. So nennt man es, wenn man den Landschaften wieder Wasser zuführt und die Gräben und alle künstlichen Ablaufstellen verschließt. Im Laufe vieler Jahre entwickeln sich dort wieder die für ein Moor typischen Pflanzen und auch die Tiere, die auf sie spezialisiert sind, stellen sich wieder ein. So kann man mit der Wiedervernässung von Mooren zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Seltenen Arten einen Lebensraum zurück geben und das Klima schützen.

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Welttag der Feuchtgebiete

Der 2. Februar ist dser "Welttag der Feuchtgebiete". An diesem Tag soll besonders daran erinnert werden, wie wichtig diese Landschaften für unseren Planeten sind und dass wir sie schützen müssen. Dazu gibt es sogar eine Vereinbarung zwischen vielen Staaten der Erde. Sie heißt "Ramsar-Konvention" und verpflichtet die Länder, ihre Feuchtgebiete zu erhalten.

Kann man im Moor versinken?

Früher glaubten die Menschen, dass es unheimliche Wesen gibt, die den Wanderer tief in das wabernde Moor locken, wo er versinken muss. Doch kann man im Moor wirklich versinken?

Ungefährlich ist das Moor jedenfalls nicht, denn der Boden ist nicht fest. Eigentlich ist das Moor eine zugewachsene Wasserfläche. Unter dem Geflecht von Wurzeln und abgestorbenen Pflanzen ist dünnflüssiger Schlamm. Und der ist eiskalt, denn unter den Pflanzen kann sich das Wasser nicht erwärmen. Wenn man also wirklich einsinkt, dann ist die Gefahr nicht, dass man im tiefen Schlamm ertrinkt, denn meistens sind die Schlammlöcher nicht allzu tief. Vielmehr ist es die Kälte, die dem Körper zusetzt. Wenn dann rund um die Einbruchstelle das wabernde Pflanzwerk keinen Halt gibt und man sich aus der kalten Masse nicht befreien kann, kann es tatsächlich gefährlich werden.

In den wenigen Mooren, die es bei uns noch gibt, besteht aber in der Regel keine Gefahr, denn die Wanderwege laufen am Rande des Moores entlang und nicht mitten durch. Die solltest du nicht verlassen - zu deinem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz dieses empfindlichen und seltenen Lebensraumes.