Lexikon
Urwälder der Erde - Borealer Nadelwald
Urwälder der Erde, Teil 2
Nachdem ihr in dem vorigen Artikel Einiges über Urwald in Deutschland und unseren Nachbarländern erfahren habt, geht es in diesem Artikel um die Urwälder auf der Nordhalbkugel der Erde.
Urwald ist nicht gleich Urwald
Beim Wort "Urwald" denkt man sicher nicht zuerst an Nordeuropa, Kanada und Sibirien. Vielmehr hat man den tropischen Regenwald in Südamerika und Afrika vor dem geistigen Auge, in dem es das ganze Jahr über warm und feucht ist. Doch in den unwirtlichen Regionen im hohen Norden gibt es ebeso viel Urwald wie am Äquator. Nur, dass er so gar nicht unseren Vorstellungen vom "Urwald" entspricht.
Was ist ein borealer Nadelwald?
Als borealen Nadelwald bezeichnet man Nadelwald in der kaltgemäßigten Klimazone auf der Nordhalbkugel der Erde. Er bildet das größte zusammenhängende Waldgebiet der Erde. Kaltgemäßigtes Klima bedeutet, dass die Sommer kurz und kühl sind, die Winter jedoch lang, kalt und schneereich. Mit solchen Bedingungen kommen nur Nadelbäume zurecht. Laubbäume dagegen, die im Winter ihre Blätter abwerfen, brauchen eine längere Vegetationszeit, um genug neues Grün bilden zu können.
Noch weiter nördlich, wo weniger als 30 Tage im Jahr über 10 Grad warm sind, wachsen gar keine Bäume mehr. Hier wird der Boreale Nadelwald von der Tundra, einer baumlosen Landschaft mit Mooren, Gräsern und Flechten, abgelöst.
Welche Tiere leben im Urwald des Nordens?
Riesenschlangen und Papageien wirst du in einem Urwald im hohen Norden nicht finden. Dafür gibt es dort Wölfe, Bären, Elche, Vielfraße und Rentiere. In manchen Gegenden in Sibirien leben sogar Tiger und Schneeleopard, in Amerika ist der Puma zum Teil bis in den hohen Norden vorgedrungen. Sie alle sind an die klimatischen Bedingungen und das Leben mit der Kälte bestens angepasst.
Wird der Wald bewirtschaftet?
Der boreale Nadelwald ist einer unserer wichtigsten Holzlieferanten. Aus Kiefern, Fichten und Lärchen aus Finnland und Schweden entstehen Möbel und Spielzeug; Holzterrassen, Blockhäuser und Gartenzäune werden aus sibirischer Lärche gemacht. Besonders die skandinavischen Wälder werden bis in den hohen Norden hinein als Wirtschaftswälder genutzt. Dennoch gibt es auch dort noch Reste von Urwäldern, die heute in Nationalparks unter Schutz stehen und nicht bewirtschaftet werden dürfen. Weite boreale Urwälder gibt es noch in Russland, Kanada und Alaska.
Urwälder in Gefahr
Viele Urwälder, die bisher nicht Teil eines Nationalparks sind, sind allerdings von Kahlschlag bedroht: Auch in Nordeuropa, Sibirien und Kanada gibt es Unternehmen der Holzwirtschaft, die ganze Waldgebiete abholzen, ohne sie wieder aufzuforsten. Deshalb ist es eine wichtige Aufgabe von Behörden und Naturschutzverbänden, bis heute erhaltene Urwälder nachhaltig unter Schutz zu stellen.