Lexikon
Vielfalt in der Landwirtschaft?
Feldarbeit früher und heute
Die Landwirtschaft hat sich in den letzten 60 Jahren ganz schön verändert. Das kannst du sehen, wenn du dir die beiden Fotos unten anschaust, denn so viele Jahre liegen zwischen den Aufnahmen. Auf dem linken Bild siehst du, wie es auf dem Land aussah, als deine Großeltern noch Kinder waren. Die Felder auf dem rechten Bild wurden von einem modernen Mähdrescher abgeerntet. Achte auf die Größe der Felder und darauf, was dort wächst: Welche Unterschiede erkennst du?
Wie hat sich die Landwirtschaft verändert?
Größere Maschinen - Größere Felder
Früher haben viele Menschen bei der Feldarbeit geholfen. Heute ist die Arbeit in der Landwirtschaft einfacher geworden. Ein einzelner Landwirt kann die Arbeit mit wenigen großen Maschinen erledigen: Mit dem Mähdrescher zum Beispiel mäht er das Getreide, trennt die Getreidekörner von den Halmen und verlädt das Korn auf einen Anhänger.
Doch große Maschinen brauchen auch viel Platz. Deshalb sind die Felder im Laufe der Jahre immer größer geworden - Hecken und kleine Wäldchen sind verschwunden.
Feldfrüchte rund um's Jahr
Früher haben die Landwirte immer einen Teil ihrer Felder nicht genutzt. Solche Flächen nennt man "Brachen". Auf diesen Brachen wuchsen Wildkräuter und Gräser, die Insekten anlockten und vielen Vögeln und anderen Wildtieren Nahrung und Lebensraum boten. Heute ist die Arbeit in der Landwirtschaft einfacher und schneller geworden. So können die Landwirte ihre Flächen rund um das Jahr bestellen. Das ist gut für die Landwirte und für uns Verbraucher. Denn durch die schnellere und einfachere Arbeitsweise sind die Lebensmittel heute viel günstiger als früher. Schlecht ist diese Arbeitsweise aber für Wildpflanzen und Wildtiere, denn auf abgeernteten und schnell wieder bestellten Feldern finden sie keinen Lebensraum und keine Nahrung mehr.
Weniger "Unkraut" - Weniger Insekten
Mittel zur Unkrautvernichtung und gegen viele Arten von Insekten gehören in der Landwirtschaft häufig dazu. Früher musste Unkraut mit der Hand gezupft werden - kein Wunder, dass da das eine oder andere Kraut stehen geblieben ist. So waren früher auf den Äckern auch mehr Insekten unterwegs - schließlich gab es zwischen den Getreidehalmen genügend Wildkräuter und Blumen. Das ist heute nicht mehr so - und zusammen mit den Wildkräutern verschwinden auch die Insekten.
Welche Tierarten sind besonders betroffen?
Feldvögel
Weil immer weniger Hecken und Wäldchen zwischen den Äckern wachsen, finden die Vögel weniger Unterschlupf und Plätze zum Brüten. Auch Wiesen werden viel häufiger gemäht als früher und bestimmte Getreidearten können schon im Spät-Frühling geerntet werden - genau zur Brutzeit einiger Feldvögel. Durch den Einsatz von Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln finden die Vögel auf den Feldern immer weniger Nahrung.
Rehe, Feldhasen, Igel und Marder
Für junge Rehe und Hasen können die großen Landmaschinen, mit denen die Äcker bearbeitet werden, sehr gefährlich werden. Außerdem fehlt ihnen auf den großen Ackerflächen Unterschlupf und Versteck. Hecken und Waldflächen am Rande der Äcker sind für Säugetiere wie Igel, Marder, Hasen und Rehe nämlich sehr wichtig. Von dort aus können sie den Acker erst einmal beobachten, bevor wie sich aus der Deckung wagen. Auch die Kinderstuben vieler Wildtiere befinden sich in Hecken und kleinen Wäldchen am Rande bewirtschafteter Äcker. Wo jedoch keine höheren Pflanzen wachsen, finden die Tiere keinen Lebensraum.
Insekten
Insekten werden in der modernen Landwirtschaft gezielt bekämpft, denn einige von ihnen sind schädlich für die Feldfrüchte. Darunter leiden aber auch Insekten, die für uns Menschen sehr nützlich sind - wie zum Beispiel die Honigbienen. Hinzu kommt, dass dann auch diejenigen Tiere, die auf Insekten als Nahrung angewiesen sind, nichts mehr zu Fressen finden - wie zum Beispiel viele Feldvögel.
Artenvielfalt in der Landwirtschaft!
Brachland
Wenn der Landwirt ein Feld über einen längeren Zeitraum nicht bestellt, dann nennt man das "Brachland". Auf Brachland wachsen verschiedene Wildpflanzen. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für unzählige Insekten, die wiederum viele Wildtiere ernähren.
Blütenreiche Wiesen und Weiden
Blütenreiche Wiesen und Weiden findet man nur, wenn diese nicht gedüngt und nur selten gemäht werden. Dann können auch viele verschiedene Wildkräuter wachsen. Solche Wiesen nennt man "artenreich". Sie ernähren viele Insekten und Vögel.
Hecken und Wäldchen
Weitläufige Felder ohne Unterschlupf sind ein Graus für jedes Wildtier. Hecken und kleine Wäldchen am Feldrand dagegen bieten Nahrung und Unterschlupf. Felder, die von solchen kleinen Rückzugsgebieten unterbrochen werden, sind deshalb auch Lebensraum für Wildtiere. Füchse und Marder gehen von hier aus auf die Jagd, Feldvögel brüten hier und Igel suchen sich einen Unterschlupf.